Anleitung zur Erstellung einer Wertehierarchie für Berater, Coaches und Psychotherapeuten
Die Wertearbeit hilft Klienten dabei, Klarheit über ihre persönlichen Prioritäten und Überzeugungen zu gewinnen. Die hier vorgestellte Methode umfasst die Erstellung einer Wertehierarchie, um die wichtigsten Werte des Klienten systematisch zu identifizieren und zu priorisieren.
Wann wird Wertearbeit in der Therapie wichtig?
Wertearbeit wird in der Therapie dann wichtig, wenn Klienten Schwierigkeiten haben, Entscheidungen zu treffen oder wenn sie das Gefühl haben, nicht im Einklang mit ihren eigenen Überzeugungen zu leben. Sie ist besonders hilfreich in Situationen, in denen:
Lebenskrisen auftreten, z. B. bei beruflichen oder privaten Umbrüchen, die eine Neuorientierung erfordern.
Konflikte in persönlichen Beziehungen bestehen, bei denen unterschiedliche Werte der Beteiligten eine Rolle spielen.
Identitätsfragen geklärt werden müssen, z. B. bei der Suche nach dem eigenen Lebenssinn oder der Frage, welche Werte die eigene Identität stützen.
Verhaltensmuster im Widerspruch zu persönlichen Werten stehen und dies zu inneren Spannungen führt.
Die Wertearbeit unterstützt Klienten dabei, Klarheit zu gewinnen, bewusste Entscheidungen zu treffen und ein authentisches Leben zu führen.
Vorbereitung
Materialien: Werteliste, Papier oder Whiteboard, Stifte.
Rahmen schaffen: Stellen Sie sicher, dass die Klienten in einem ruhigen Raum arbeiten können, ohne abgelenkt zu werden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Lebensbereiche definieren
Bitten Sie den Klienten, drei oder vier bedeutende Lebensbereiche zu benennen, wie beispielsweise:
Ich selbst (persönliches Wachstum, Selbstfürsorge)
Partnerschaft (Beziehung zu Partner oder Partnerin)
Familie (Eltern, Kinder, Geschwister)
Beruf (Karriere, Arbeitsumfeld, Ziele)
Die Lebensbereiche sollten für den Klienten relevant und bedeutend sein. Notieren Sie diese Bereiche auf einem Blatt Papier oder einem Whiteboard und teilen Sie das Papier in entsprechende Quadranten auf.
2. Werte sammeln und zuordnen
Geben Sie dem Klienten eine Werteliste zur Hand. Diese Liste sollte typische Werte wie Vertrauen, Freiheit, Verantwortung oder Kreativität enthalten.
Bitten Sie den Klienten, für jeden Lebensbereich 7-10 Werte auszuwählen, die ihm spontan in den Sinn kommen und die für diesen Lebensbereich besonders wichtig sind.
Der Klient notiert die Werte jeweils in den entsprechenden Quadranten.
3. Priorisierung der Werte
Sobald die Werte für jeden Lebensbereich notiert sind, bitten Sie den Klienten, diese nach Priorität zu nummerieren. Der wichtigste Wert erhält die Nummer 1, der zweitwichtigste die Nummer 2, und so weiter bis zur Nummer 10.
Stellen Sie sicher, dass der Klient diese Priorisierung aus seiner aktuellen Lebensperspektive heraus vornimmt.
4. Vergleich und Entscheidung
Bitten Sie den Klienten, innerhalb jedes Lebensbereichs die Werte nach dem Paarvergleichsverfahren zu ordnen.
Der Klient nimmt die Werte Nummer 1 und Nummer 2 und stellt sich die Frage: "Wenn ich für den Rest meines Lebens nur einen dieser beiden Werte wählen könnte, welchen würde ich wählen?"
Auf Basis der Antwort kann es sein, dass der zweitwichtigste Wert zum neuen wichtigsten Wert wird.
Der Klient wiederholt diesen Prozess für alle Werte, bis eine stabile Rangordnung entsteht.
5. Erstellung des Wertequadrats
Zum Abschluss der Wertehierarchie erstellen Sie mit dem Klienten ein Wertequadrat der vier Lebensbereiche:
Tragen Sie in jedes Feld des Wertequadrats die drei wichtigsten Werte aus den jeweiligen Lebensbereichen ein.
Lassen Sie den Klienten überlegen, ob es zwischen den Werten der verschiedenen Lebensbereiche Konfliktpotenziale oder Kollisionen gibt.
6. Reflexion
Diskussion: Fragen Sie den Klienten, wie es sich angefühlt hat, Werte zu priorisieren und Entscheidungen zwischen Werten zu treffen.
Erkenntnisse: Was hat der Klient über seine eigenen Prioritäten gelernt? Gibt es überraschende Einsichten?
Konfliktanalyse: Besprechen Sie mögliche Konflikte zwischen den wichtigsten Werten aus verschiedenen Lebensbereichen und erarbeiten Sie gemeinsam Lösungsansätze, um diese Konflikte in Einklang zu bringen.
Nachbereitung
Hausaufgabe: Bitten Sie den Klienten, in den kommenden Wochen immer wieder auf die erstellte Wertehierarchie zu schauen und zu beobachten, wie die Werte in seinen Alltag einfließen.
Follow-up: Planen Sie eine weitere Sitzung zur Reflexion der Erfahrungen und gegebenenfalls zur Anpassung der Wertehierarchie.
Durch diese strukturierte Methode der Wertehierarchie wird der Klient in die Lage versetzt, seine persönlichen Prioritäten besser zu verstehen und bewusste Entscheidungen im Einklang mit seinen tiefsten Überzeugungen zu treffen.