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AutorenbildThomas Laggner

./1 Beispiel eines Wertequadrats

Das Wertequadrat ist ein grafisches Tool, das dazu dient, verschiedene Werte, die möglicherweise im Konflikt stehen, gegenüberzustellen und eine Balance zwischen ihnen zu finden. Es wird verwendet, um Spannungen zwischen Werten sichtbar zu machen und um eine ausgewogene, integrierte Perspektive zu entwickeln.


Hier ist ein Beispiel, wie ein Wertequadrat aussehen könnte:

Aufbau des Wertequadrats

Das Wertequadrat besteht aus vier Feldern, die jeweils zwei gegensätzliche Werte und deren Ergänzungen darstellen:

  1. Positiver Wert A: Ein zentraler positiver Wert, der für den Klienten wichtig ist.

  2. Positiver Wert B: Ein ebenfalls wichtiger Wert, der dem ersten Wert möglicherweise entgegengesetzt ist.

  3. Übertreibung von Wert A: Was passiert, wenn Wert A übermäßig ausgeprägt wird. Dies führt oft zu extremem Verhalten.

  4. Übertreibung von Wert B: Was passiert, wenn Wert B übermäßig ausgeprägt wird.


Beispiel: Mut und Vorsicht

  • Mut (Wert A): Der Klient betrachtet Mut als einen der wichtigsten Werte. Mut bedeutet für ihn, Risiken einzugehen, neue Dinge zu probieren und aus der Komfortzone herauszutreten. Ein Beispiel hierfür wäre, dass der Klient sich entschlossen hat, eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen, obwohl diese mit Unsicherheiten verbunden ist. Durch diesen mutigen Schritt konnte er seine persönlichen Grenzen erweitern und wertvolle Erfahrungen sammeln.

  • Vorsicht (Wert B): Gleichzeitig schätzt der Klient Vorsicht, um sich und andere vor unnötigen Risiken zu schützen und überlegte Entscheidungen zu treffen.


Wenn diese beiden Werte in Balance sind, unterstützen sie einander:

  • Mut hilft, Neues zu wagen und sich Herausforderungen zu stellen.

  • Vorsicht schützt vor unnötigen Gefahren und sorgt dafür, dass Risiken überlegt eingegangen werden.


Ein Beispiel für die Balance von Mut und Vorsicht könnte eine berufliche Entscheidung sein, bei der der Klient den Mut hat, ein neues Projekt zu übernehmen, aber gleichzeitig vorsichtig plant, indem er die Risiken analysiert und Vorkehrungen trifft. So konnte er das Projekt erfolgreich starten, ohne unüberlegte Risiken einzugehen.


Übertreibung der Werte

  • Mut (Übertreibung): Wird Mut überbetont, kann dies zu Leichtsinn führen. Der Klient könnte dazu neigen, Risiken einzugehen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken.

  • Vorsicht (Übertreibung): Wenn Vorsicht übermäßig ausgeprägt ist, kann sie in Ängstlichkeit umschlagen. Dies führt dazu, dass der Klient sich selbst unnötig beschränkt und kaum Neues wagt.


Visualisierung des Wertequadrats

Stellen Sie sich das Wertequadrat als ein Quadrat vor, das vier Felder hat. Eine visuelle Darstellung, wie das Wertequadrat aussehen könnte, wäre hierbei besonders hilfreich. Erwägen Sie, eine einfache Grafik zu erstellen, um die Position der Werte besser zu veranschaulichen.

  • Im oberen linken Feld steht Mut.

  • Im oberen rechten Feld steht die Übertreibung von Mut: Leichtsinn.

  • Im unteren linken Feld steht die Übertreibung von Vorsicht: Ängstlichkeit.

  • Im unteren rechten Feld steht Vorsicht.


Anwendung des Wertequadrats in der Wertearbeit


Nächste Schritte nach dem Wertequadrat

Nachdem der Klient das Wertequadrat erstellt hat und mögliche Konflikte zwischen den Werten identifiziert wurden, können folgende Schritte unternommen werden:

  1. Reflexion und Integration: Der Klient sollte die erkannten Konflikte reflektieren und überlegen, wie beide gegensätzlichen Werte sinnvoll in den Alltag integriert werden können. Zum Beispiel könnte der Klient überlegen, wie er in einer konkreten Situation sowohl mutig als auch vorsichtig handeln kann, indem er Risiken abwägt und gleichzeitig neue Chancen ergreift. Diese Reflexion hilft dabei, konkrete Schritte zu planen, um eine Balance der Werte herzustellen. Ziel ist es, eine ausgewogene Perspektive zu entwickeln und extreme Ausprägungen zu vermeiden.

  2. Entwicklung von Handlungsstrategien: Erarbeiten Sie gemeinsam mit dem Klienten konkrete Handlungsstrategien, um beide Werte in der Praxis zu leben. Beispielsweise könnten Routinen entwickelt werden, die den Wert der Sicherheit stärken, während gleichzeitig der Wunsch nach Freiheit berücksichtigt wird.

  3. Setzen von konkreten Zielen: Der Klient sollte konkrete Ziele formulieren, die die Balance zwischen den Werten fördern. Diese Ziele sollten SMART (spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden) sein, um eine klare Ausrichtung zu bieten.

  4. Verankerung im Alltag: Unterstützen Sie den Klienten dabei, die Erkenntnisse aus der Wertearbeit in seinem Alltag zu verankern. Dies kann durch regelmäßige Reflexion, Journaling oder Check-ins erfolgen, um sicherzustellen, dass die Balance zwischen den Werten nachhaltig umgesetzt wird.

  5. Kontinuierliche Überprüfung und Anpassung: Werte und deren Prioritäten können sich im Laufe der Zeit ändern. Vereinbaren Sie regelmäßige Termine zur Überprüfung der Wertehierarchie und des Wertequadrats, um sicherzustellen, dass die Strategien weiterhin relevant sind und der Klient im Einklang mit seinen aktuellen Überzeugungen handelt.


Typische Konflikte zwischen Werten

Hier sind einige Beispiele für typische Konflikte, die im Rahmen der Wertearbeit auftauchen können:

  • Freiheit vs. Sicherheit: Ein Mensch möchte unabhängig sein und eigene Entscheidungen treffen, hat jedoch gleichzeitig den Wunsch nach Stabilität und Sicherheit. Die Herausforderung besteht darin, beides in Einklang zu bringen, ohne das eine zugunsten des anderen zu vernachlässigen.

  • Erfolg vs. Balance: Der Wunsch nach beruflichem Erfolg kann mit dem Bedürfnis nach einem ausgeglichenen Privatleben in Konflikt geraten. Das ständige Streben nach Leistung könnte dazu führen, dass persönliche Beziehungen oder das eigene Wohlbefinden vernachlässigt werden.

  • Ehrlichkeit vs. Rücksichtnahme: Es kann Situationen geben, in denen Ehrlichkeit als wichtig erachtet wird, diese jedoch zu negativen Konsequenzen für andere führen könnte. Hier gilt es, einen Weg zu finden, ehrlich zu sein, ohne die Gefühle des Gegenübers unnötig zu verletzen.

  • Gemeinschaft vs. Selbstverwirklichung: Der Wert der Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Familie kann im Widerspruch zur individuellen Selbstverwirklichung stehen. Manchmal fühlt sich eine Person verpflichtet, den Erwartungen der Gemeinschaft zu entsprechen, auch wenn dies ihre persönliche Entwicklung einschränkt.

  • Tradition vs. Fortschritt: Viele Menschen empfinden eine starke Verbundenheit zu traditionellen Werten, fühlen sich jedoch auch vom Fortschritt und der Notwendigkeit des Wandels angezogen. Die Balance zwischen Bewahrung und Innovation ist oft schwer zu finden.


Diese Konflikte sind typisch in der Wertearbeit und können mit Hilfe des Wertequadrats und gezielter Reflexion bearbeitet werden. Eine gezielte Reflexion kann praktisch durchgeführt werden, indem der Klient sich Fragen stellt wie: 'Was bedeutet dieser Wert für mich?' oder 'Wie kann ich beide Werte in einer konkreten Situation berücksichtigen, ohne einen davon zu vernachlässigen?'- Reflexion: Bitten Sie den Klienten, über die Beziehung zwischen Mut und Vorsicht nachzudenken. Wo auf diesem Quadrat befindet er sich aktuell? Gibt es eine Tendenz zur Übertreibung eines der beiden Werte?

  • Balance finden: Ziel ist es, eine Balance zwischen Mut und Vorsicht zu finden. Der Klient sollte in der Lage sein, mutige Entscheidungen zu treffen, ohne dabei vorsichtige Abwägungen zu vernachlässigen.

  • Erkenntnisse integrieren: Unterstützen Sie den Klienten dabei, Strategien zu entwickeln, um beide Werte im Alltag ausgewogen zu leben und extreme Ausprägungen zu vermeiden.


Anleitung zur Bedienung des Wertequadrats: Geben Sie in die entsprechenden Felder die Werte ein, die Ihnen wichtig sind. Tragen Sie im Feld 'Positiver Wert A' einen zentralen positiven Wert ein, der Ihnen am Herzen liegt, und in 'Positiver Wert B' einen weiteren, möglicherweise entgegengesetzten Wert. In die Felder 'Übertreibung von Wert A' und 'Übertreibung von Wert B' geben Sie die potenziellen negativen Auswirkungen ein, wenn die jeweiligen Werte übertrieben werden. Klicken Sie anschließend auf 'Wertequadrat anzeigen', um eine visuelle Darstellung Ihrer Wertebeziehungen zu erhalten.


Fazit

Das Wertequadrat ist ein hilfreiches Instrument, um unterschiedliche Werte miteinander zu vergleichen und zu verstehen, wie sie in Balance gebracht werden können. Indem der Klient erkennt, wie eine Überbetonung eines Wertes zu negativen Konsequenzen führen kann, kann er lernen, eine gesunde Ausgewogenheit zwischen scheinbar gegensätzlichen Werten zu finden.

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