Um die Strukturierung in einer personenzentrierten, non-direktiven Therapie besser umzusetzen, ohne die zentrale Klientenorientierung zu beeinträchtigen, könnte man folgende Ansätze integrieren:
1. Sanfte Rahmensetzung
Klare Zeitrahmen und Ziele pro Sitzung: Beginne jede Sitzung mit der Frage: „Was möchten Sie heute ansprechen oder erreichen?“ Dies erlaubt es dem Klienten, den Fokus zu bestimmen, gibt aber dennoch eine Orientierungshilfe.
Reflektierende Zwischenfragen: Nach ca. der Hälfte der Sitzung könnte die Frage eingebracht werden: „Haben wir uns dem heute gewünschten Ziel genähert?“ Dies hilft, den Fokus zu bewahren, ohne die non-direktive Haltung aufzugeben.
2. Visualisierung von Prozessen
Therapeutisches Journal oder Diagramm: Biete an, gemeinsam mit dem Klienten Notizen zu machen oder ein einfaches Diagramm zu zeichnen, das den Verlauf ihrer Themen zeigt. Dies hilft, die bisherigen Fortschritte und offene Fragestellungen darzustellen, ohne den Fluss zu unterbrechen.
Beispiel: Ein „Therapiebaum“, bei dem der Klient die Wurzeln (Probleme), den Stamm (Ziele) und die Äste (Fortschritte) beschreibt.
Zusammenfassung am Ende der Sitzung: Schließe jede Sitzung mit einem kurzen Überblick ab: „Heute haben wir über X gesprochen und dabei Y herausgearbeitet. Möchten Sie das nächste Mal darauf aufbauen?“
3. Struktur durch sanfte Fokussierung
Thematische Clusterung: Falls ein Klient viele Themen gleichzeitig anspricht, biete an, diese gemeinsam zu ordnen: „Es klingt, als gäbe es drei größere Themen: Ihre Beziehung, Ihre Arbeit und Ihre Ängste. Welches fühlt sich für Sie gerade am dringendsten an?“.
Flexible Priorisierung: Erlaube es dem Klienten, jederzeit das Thema zu wechseln, betone aber den Wert einer schrittweisen Bearbeitung.
4. Reflexionskarten
Individuelle Reflexionskarten oder Arbeitsblätter: Diese könnten optional zur Verfügung gestellt werden, um zwischen den Sitzungen Selbstreflexion zu fördern. Beispiele:
„Was habe ich diese Woche über mich gelernt?“
„Welche Herausforderungen habe ich bemerkt?“
„Welche kleinen Erfolge habe ich erlebt?“
Der Klient kann die Karten freiwillig verwenden und mitbringen, wenn er es möchte.
5. Periodische Meta-Reflexion
Rückblick nach mehreren Sitzungen: Etwa alle 6–8 Sitzungen könntest du fragen:
„Wie erleben Sie den Prozess bisher?“
„Was hat Ihnen geholfen?“
„Gibt es etwas, das Sie anders gestalten möchten?“
Diese Meta-Reflexion gibt dem Klienten eine Orientierung über den Gesamtprozess, ohne dass sie sich bevormundet fühlen.
6. Raum für Spontanität bewahren
Offene Tür für freie Assoziationen: Während der Sitzungen immer wieder signalisieren, dass der Klient jederzeit das Thema ändern kann: „Ich bin hier, um Sie zu begleiten, wohin Sie gerade gehen möchten.“
Akzeptanz von Stille: Räume für Nachdenken und Spontanität bewahren, um dem non-direktiven Ansatz gerecht zu werden.
7. Feedback-Tool zur Evaluation
Einführung eines kurzen, freiwilligen Feedback-Instruments: Nach einigen Sitzungen könnte der Klient gefragt werden:
„Fühlen Sie sich in Ihrem Tempo gehört und unterstützt?“
„Gibt es etwas, das wir anders machen könnten?“
Das Feedback kann genutzt werden, um die Struktur laufend anzupassen, ohne die personenzentrierte Haltung aufzugeben.
Diese Maßnahmen bieten eine sanfte Struktur, die die Eigenverantwortung der Klienten respektiert, während sie Orientierung und Klarheit schafft. Das Ziel ist, den therapeutischen Prozess greifbarer zu machen, ohne ihn zu dominieren.
Ob der Klient die Wahl des nächsten Termins selbst übernehmen sollte, hängt von der therapeutischen Haltung, den Bedürfnissen des Klienten und der Struktur der Therapie ab. Im personenzentrierten, non-direktiven Ansatz bietet es sich an, dem Klienten möglichst viel Selbstbestimmung zu ermöglichen. Dennoch gibt es einige Aspekte, die zu berücksichtigen sind:
Argumente für die Wahl durch den Klienten
Förderung der Autonomie:
Klienten können selbst entscheiden, wie viel Zeit sie zwischen den Sitzungen benötigen, um Erkenntnisse zu verarbeiten oder neue Schritte umzusetzen.
Es stärkt das Gefühl der Eigenverantwortung und Selbstbestimmung.
Anpassung an individuelle Bedürfnisse:
Manche Klienten fühlen sich wohler, wenn sie den Rhythmus an ihre Lebensumstände anpassen können (z. B. Stressphasen oder Arbeitsbelastung).
Flexibilität im therapeutischen Prozess:
Klienten haben die Möglichkeit, bei Bedarf eine intensivere Begleitung (z. B. wöchentliche Sitzungen) oder mehr Raum zwischen den Terminen zu wählen.
Mögliche Herausforderungen
Prokrastination oder Vermeidung:
Klienten, die sich schwer mit bestimmten Themen tun, könnten dazu neigen, Termine hinauszuzögern.
Lösung: Gemeinsam über die optimale Frequenz sprechen und vereinbaren, ob ein bestimmtes Minimum sinnvoll wäre.
Verlust der Prozessstruktur:
Wenn zu viel Zeit zwischen den Sitzungen liegt, könnten wichtige Themen in Vergessenheit geraten oder der Prozess ins Stocken geraten.
Lösung: Offene Reflexion, wie lange Pausen den Fortschritt beeinflussen könnten.
Empfehlung: Wahlfreiheit mit sanfter Rahmensetzung
Die Wahl des nächsten Termins sollte in der Regel dem Klienten überlassen werden, aber mit unterstützender Orientierung durch den Therapeuten:
Klärung der optimalen Frequenz:
„Wie oft denken Sie, dass ein Gespräch für Sie hilfreich wäre?“
„Möchten wir einen regelmäßigen Rhythmus festlegen oder es flexibel gestalten?“
Sanfte Einladung zur Verbindlichkeit:
Falls ein Klient unsicher ist, kannst du vorschlagen, einen vorläufigen Termin zu setzen:
„Wir können jetzt schon einen Termin vereinbaren, und Sie sagen Bescheid, falls sich etwas ändert.“
„Möchten Sie lieber etwas regelmäßiges planen oder sich spontan melden?“
Reflexion über die Abstände:
„Wenn wir längere Pausen machen, wie könnte sich das auf Ihre Fortschritte auswirken?“
„Wollen wir uns anschauen, wie es für Sie funktioniert, und gegebenenfalls anpassen?“
Flexibilität signalisieren:
Klienten sollten wissen, dass sie Termine jederzeit verschieben können, falls der gewählte Abstand nicht passend war.
Zusammenfassung
Die Wahl des nächsten Termins sollte primär beim Klienten liegen, da dies dem personenzentrierten Ansatz entspricht. Gleichzeitig ist es sinnvoll, eine sanfte Rahmensetzung anzubieten, um den Prozess zu unterstützen und ein Gleichgewicht zwischen Struktur und Flexibilität zu schaffen.