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AutorenbildThomas Laggner

Fallanalyse einer Klientin mit Rückzugsmuster und traumatischen Prägungen

EFallanalyse: Der Weg zu einem Sinnvollen Leben – Eine Reise aus Isolation und Traumata


Was geschieht, wenn die unbewussten Muster der Kindheit unser Leben bestimmen? Diese Frage zieht sich durch die Geschichte von „Sabine“, einer 65-jährigen Frau, die sich entschied, diese Muster zu durchbrechen. In dieser Fallanalyse geht es darum, wie Sabine mithilfe der Therapie den Weg aus Isolation und inneren Blockaden fand, um ein sinnerfülltes Leben zu führen.

Klienteninformationen

  • Name (anonymisiert): Sabine

  • Alter: 65 Jahre

  • Beziehungsstatus: In einer langjährigen Partnerschaft mit „Leopold“, geprägt von Distanz und wiederkehrenden Konflikten.

  • Beruf: Früher Immobilienmaklerin, heute im Ruhestand


Vorstellungsgrund

Sabine suchte therapeutische Unterstützung, da sie sich zunehmend isoliert fühlte und unter psychosomatischen Beschwerden litt. Sie beschrieb Gefühle der Einsamkeit, einen unregelmäßigen Schlafrhythmus und körperliche Erschöpfung. Besonders belastend war die emotionale Distanz zu ihrem Partner Leopold, der ihrer Wahrnehmung nach immer mehr Zeit mit Arbeit und Hobbys verbrachte, während sie sich allein und wertlos fühlte.


Dialogzitate aus der Sitzung

Sabine drückte ihre Sorgen und inneren Kämpfe in den Sitzungen wie folgt aus:

  • Zur Beziehung mit Leopold:„Ich bin immer zuhause, und er kommt heim, schaut Sport, und ich sitze in der Küche. Das erinnert mich so an meine Eltern – sie lebten genauso nebeneinander her.“

  • Über ihre Isolation:„Ich schaffe es nicht einmal, mich mit Freundinnen zu treffen. Sobald ich zusage, kommt der Druck: ‚Gefällt es ihnen mit mir überhaupt?‘ oder ‚Was, wenn ich nicht richtig bin?‘ Und dann sage ich wieder ab.“

  • Über die innere Blockade:„Ich weiß, dass ich raus könnte, aber etwas in mir hindert mich. Es ist, als würde mein ganzer Körper dagegen ankämpfen.“


Beziehungsgeschichte und Kernprobleme

  • Familiäre Prägung:Sabine erkannte, dass ihre Isolation und Abhängigkeit von Leopold Parallelen zu ihrer Kindheit aufweisen. Ihre Mutter lebte ebenfalls in emotionaler Abhängigkeit zu ihrem Vater, und Sabine spürte, dass sie dieses Muster übernommen hatte.

  • Leopold und Sabine:Während Leopold Distanz und Rückzug bevorzugt, versucht Sabine verzweifelt, Nähe zu schaffen, was jedoch häufig zu Konflikten führt.

  • Zentrales Thema:Ablehnung. Sabine hat als Kind stark darunter gelitten, von ihrem Vater nicht angenommen zu werden. Diese tief verwurzelte Angst zieht sich durch ihre Partnerschaft und ihre Freundschaften.


Individuelle Perspektiven

  • Sabines Sichtweise:Sabine fühlt sich von Leopold abgelehnt und emotional allein gelassen. Sie beschreibt, wie sie versucht, ihm alles recht zu machen, sich dabei aber selbst verliert.

  • Leopolds Sichtweise (laut Sabine):Leopold äußerte, dass er Frauen zwar mag, sie innerlich aber ablehne. Sabine sieht darin eine Parallele zu seiner Beziehung zu seiner Mutter.


Therapieziele

Kurzfristig:

  • Sabine soll eine stabilere Tagesstruktur entwickeln.

  • Erste Schritte in Richtung sozialer Kontakte sollen angeregt werden.

  • Die Reduktion von psychosomatischen Beschwerden steht im Vordergrund.


Langfristig:

  • Auflösung der emotionalen Abhängigkeit von Leopold.

  • Verarbeitung der prägenden Ablehnungserfahrungen aus der Kindheit.

  • Aufbau eines eigenständigen und sinnerfüllten Lebens.


Geplante Interventionen


1. Arbeit mit inneren Dialogen (Ego-State-Therapie)

Sabine wurde unterstützt, die inneren Konflikte zwischen ihrem „verletzten Kind“ und ihrem „starken Erwachsenen-Ich“ zu erkennen und zu entschärfen.

  • Dialog aus der Sitzung:


    „Ich habe das Gefühl, ein Teil von mir sagt: ‚Bleib zuhause, du bist sicher!‘, und ein anderer Teil schreit: ‚Geh raus, lebe dein Leben!‘“


2. EMDR zur Traumaaufarbeitung

Die Methode wurde vorgeschlagen, um die prägenden Erlebnisse ihrer Kindheit zu bearbeiten.


3. Positive Imagination und Ressourcenaktivierung

Sabine begann, täglich positive Momente zu notieren, um ihr Selbstwertgefühl zu stärken.

  • Therapeutischer Ansatz:


    „Lassen Sie uns kleine Dinge finden, die Ihnen Freude bereiten – sei es ein Spaziergang mit dem Hund oder ein Besuch auf dem Markt.“


4. Systemische Analyse ihrer Beziehungsmuster

Durch die Betrachtung der Beziehungsgeschichte konnte Sabine verstehen, wie Leopolds Verhalten von seinen eigenen Verletzungen geprägt ist.


Diagnostische Überlegungen

  • ICD-10/DSM-5-Diagnosen:

    • F43.1: Posttraumatische Belastungsstörung

    • F34.1: Dysthymie

    • Z63.8: Partnerschaftsprobleme


Mikroskopische Analyse

Die Dynamik zwischen Sabines innerem Bedürfnis nach Nähe und ihrem Rückzug bei Druck ist ein zentraler Punkt in der Therapie. Mithilfe von Ego-State-Therapie und EMDR können die inneren Blockaden bearbeitet werden.


Fazit: Vom Rückzug zur Selbstbestimmung

Sabines Geschichte zeigt, wie tief alte Verletzungen unser Leben prägen können. Doch sie beweist auch, dass Veränderung möglich ist – mit der richtigen Unterstützung und dem Mut, sich den eigenen Themen zu stellen.

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