Die Genogrammarbeit ist ein kraftvolles Werkzeug, das in der systemischen Therapie, Beratung und Supervision eingesetzt wird. Sie hilft Klienten dabei, die Einflüsse ihrer familiären Vergangenheit auf ihren Alltag besser zu verstehen und praktische Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu entwickeln. Sie hilft Klienten dabei, verborgene Muster innerhalb ihrer Familien zu entdecken, wie beispielsweise wiederkehrende Konflikte oder Verhaltensweisen, die über Generationen hinweg weitergegeben werden. Durch das Sichtbarmachen dieser Muster können Klienten neue Erkenntnisse über ihre Beziehungen und deren Einfluss auf ihr heutiges Leben gewinnen. In diesem Artikel lernst du die Grundlagen der Genogrammarbeit und ihre Symbolsprache kennen.
Was ist ein Genogramm?
Ein Genogramm ist eine grafische Darstellung von Familienbeziehungen über mehrere Generationen hinweg. Es ähnelt einem Stammbaum, ist jedoch wesentlich detaillierter. Neben biologischen Verwandtschaftsverhältnissen enthält es auch Informationen über emotionale Bindungen, Konflikte, Trennungen oder psychologische Muster.
Beispielsweise kann ein Genogramm aufzeigen, dass sich bestimmte Konflikte oder Scheidungsmuster über mehrere Generationen wiederholen. So konnte etwa ein Klient feststellen, dass es in seiner Familie seit drei Generationen regelmäßig zu Scheidungen kam, was ihm half, bewusster mit eigenen Beziehungsmustern umzugehen und konstruktivere Wege zu finden, Konflikte zu lösen.
Anwendungsbereiche
Systemische Therapie: Ein Genogramm hilft, intergenerationale Übertragungen von Mustern zu erkennen. Zum Beispiel kann ein Klient entdecken, dass das Gefühl ständiger Überforderung in der Familie weit verbreitet ist und generationenübergreifend weitergegeben wurde.
Coaching: Im Coaching kann das Genogramm genutzt werden, um Ressourcen und persönliche Stärken innerhalb der Familie zu identifizieren, etwa Großeltern, die besonders resiliente Persönlichkeiten waren.
Supervision: Teams können Genogramme nutzen, um Dynamiken innerhalb der Gruppe zu analysieren, etwa warum bestimmte Konflikte immer wieder aufkommen.
Bildungsarbeit: Genogramme helfen dabei, Beziehungsgeschichten zu visualisieren und so Lernprozesse zu fördern, indem sie komplexe Beziehungsgeflechte leicht verständlich darstellen.
Die Symbolsprache des Genogramms
Die Symbolsprache eines Genogramms macht es möglich, komplexe familiäre Beziehungen und Dynamiken schnell zu erfassen. Die standardisierte Symbolsprache ist wichtig, da sie die Kommunikation zwischen Klient und Therapeut erleichtert und sicherstellt, dass alle Beteiligten die Darstellungen einheitlich verstehen. Dabei werden standardisierte Symbole verwendet, die auf einfache und klare Weise verschiedene Aspekte der Familie darstellen.
Übersicht der Grundsymbole
Männlich: Ein Quadrat repräsentiert einen Mann.
Weiblich: Ein Kreis steht für eine Frau.
Unbekannt: Ein Dreieck wird genutzt, wenn das Geschlecht unbekannt ist.
Verbindungen
Ehe/Partnerschaft: Eine durchgehende Linie verbindet Partner.
Trennung/Scheidung: Eine durchgehende Linie mit einer diagonalen Trennlinie symbolisiert eine Trennung.
Tod: Ein Kreuz durch das Quadrat oder den Kreis zeigt an, dass die Person verstorben ist.
Geschwister: Linien, die von einer gemeinsamen Verbindungslinie abgehen, stellen Geschwister dar.
Beziehungsdynamiken
Starke emotionale Bindung: Eine dicke durchgezogene Linie zwischen zwei Personen.
Konflikt: Eine gezackte Linie signalisiert Konflikte oder Spannungen.
Emotionale Distanz: Eine gestrichelte Linie stellt eine distanzierte Beziehung dar.
Weitere Symbole
Adoption: Eine gestrichelte Verbindungslinie symbolisiert eine Adoption.
Missbrauch oder Gewalt: Eine gezackte, dicke Linie kennzeichnet problematische Beziehungen.
Psychische oder physische Erkrankungen: Notizen oder Symbole (z. B. ein kleines Kreuz oder ein Sternchen) können spezifische Informationen darstellen.
Erstellung eines Genogramms
1. Vorbereitung und Zielsetzung
Bevor mit der Erstellung begonnen wird, ist es hilfreich, gemeinsam mit dem Klienten zu klären, welche Themen im Vordergrund stehen sollen. Zum Beispiel: "Möchten wir verstehen, warum es in der Familie immer wieder zu Konflikten kommt?"
2. Erhebung der Daten
Familienstruktur: Wer gehört zur Familie?
Lebensereignisse: Geburten, Todesfälle, Hochzeiten, Trennungen.
Beziehungsmuster: Konflikte, Nähe, Unterstützungsnetzwerke. Ermutige den Klienten, auch über emotionale Erlebnisse oder unausgesprochene Familiengeheimnisse nachzudenken, die wichtig sein könnten.
3. Zeichnen des Genogramms
Beginne mit der Kernfamilie und arbeite dich schrittweise in frühere Generationen vor. In der Regel sollten mindestens drei Generationen berücksichtigt werden, um eine umfassende Analyse zu gewährleisten. Verwende die standardisierte Symbolsprache, um Klarheit und Einheitlichkeit zu gewährleisten.
4. Analyse und Reflexion
Nutze das Genogramm, um mit deinem Klienten über wiederkehrende Muster, Konflikte oder Ressourcen zu sprechen. Beispiele für Fragen könnten sein: "Welche Beziehungsmuster erkennst du in deiner Familie? Gibt es besondere Stärken, die dir auffallen? Wie haben bestimmte Ereignisse das Familiengefüge beeinflusst?"
"Welche Beziehungsmuster erkennst du? Gibt es wiederkehrende Themen in deiner Familie? Wie beeinflussen diese Muster dein heutiges Leben?"
Nutzen der Genogrammarbeit
Selbsterkenntnis: Klienten können besser verstehen, wie familiäre Muster sie geprägt haben.
Problemklärung: Wiederkehrende Konflikte oder Beziehungsmuster werden sichtbar.
Lösungsfindung: Durch das Erkennen von Mustern können neue Handlungsstrategien entwickelt werden.
Stärkung von Ressourcen: Familienmitglieder können als Unterstützungsnetzwerk identifiziert werden.
Beispielsweise konnte eine Klientin durch das Genogramm erkennen, dass die Rolle der "Familienversorgerin" seit Generationen in ihrer Familie weitergegeben wird, was ihr half, eine bewusste Entscheidung darüber zu treffen, ob sie diese Rolle weiterhin annehmen möchte.
Fazit
Die Genogrammarbeit ist eine einfache, aber mächtige Methode, um komplexe Beziehungsgeflechte sichtbar zu machen. Mit ihrer klaren Symbolsprache ermöglicht sie tiefgreifende Einsichten in familiäre Strukturen und Dynamiken. Mit Hilfe der Genogrammarbeit können Klienten nicht nur ein besseres Verständnis für ihre familiären Muster entwickeln, sondern auch gezielt daran arbeiten, sich von belastenden Dynamiken zu lösen. Die Methode bietet damit eine einzigartige Möglichkeit, die Vergangenheit zu verstehen, um die Zukunft selbstbestimmter zu gestalten.
Genogramm erstellen in 5 Schritten – So geht’s
1) Ziel des Genogramms festlegen
Bevor Sie damit beginnen, familiäre Beziehungen zu visualisieren, sollten Sie sich ein klares Ziel setzen. Was genau möchten Sie herausfinden? Möchten Sie mehr über Ihre Beziehungen zu Ihren Eltern erfahren? Interessieren Sie sich für die Erkundung Ihrer Persönlichkeit? Oder suchen Sie nach Erklärungen für Ihr Verhalten oder bestimmte wiederkehrende Muster in Ihrem Leben?
Es ist wichtig, dass Sie wissen, wonach Sie suchen, um im weiteren Prozess gezielt vorgehen zu können. Die klare Zielsetzung ist deshalb so ausschlaggebend, da sie dabei hilft, die richtige Entscheidung zu treffen, wenn es darum geht, welche Daten und Informationen über die einzelnen Familienmitglieder und ihre Beziehungen notiert werden. Ansonsten kann die Masse an Informationen schnell dazu führen, dass man den Überblick über das Genogramm verliert und nicht die gewünschten Erkenntnisse gewinnt.
2) Wer soll ins Genogramm aufgenommen werden?
Nachdem die Erkenntnisse definiert wurden, die man gewinnen möchte, wird auch klarer, wer alles darin auftauchen sollte. Ist es nur die eigene Familie oder auch die Familie des Partners und das weitere Umfeld?
In der Regel gehören Geschwister, Eltern und deren Geschwister, Stiefelternteile, Großeltern und deren Geschwister sowie Lebenspartner zum Kreis der Personen im Genogramm. Es sollten vor allem auch die Familienmitglieder enthalten sein, mit denen regelmäßiger Kontakt herrscht.
In manchen Fällen kann es Sinn ergeben, über die Generation der Großeltern hinauszugehen, um bestimmte generationsübergreifende Muster zu erkennen.
3) Informationen sammeln – Die besten Beispiele & Fragen für Ihr Genogramm
Nachdem alle Personen bestimmt wurden, die ins Genogramm aufgenommen werden sollen, geht es nun daran, die nötigen Informationen über diese Personen zusammenzutragen. In der Regel ist es wenig hilfreich, einfach alle verfügbaren Informationen und Details zu notieren, da sonst schnell der Überblick für das Wesentliche verloren geht.
Besser ist es, sich immer wieder am Ziel zu orientieren und besonderes Augenmerk auf die Informationen zu legen, die für das eigene Ziel relevant sind. Hier sind einige
Beispielfragen für die Informationssuche:
Wer hat oder hatte welchen Beruf?
Wie ist der Familienstand der einzelnen Personen?
Wer ist getrennt oder geschieden?
Wer hat wie viele Kinder?
Was zeichnet einzelne Personen aus? Wofür sind sie bekannt?
Wird diese Person eventuell ausgeschlossen und gemieden?
Gab es eine Fehl- oder Totgeburt, wurde ein Kind abgetrieben oder in ein Heim bzw. an eine Pflegefamilie gegeben?
Gibt es Personen, die nicht zur Familie gehören, aber trotzdem sehr wichtig sind?
Besteht zwischen gewissen Familienmitgliedern ein großer Streit oder sogar kein Kontakt und wenn ja, weshalb?
Wie ist es um den familiären Zusammenhalt und die Enge der Bindung bestellt?
Wie steht es um Krankheiten, psychische Probleme und Süchte, z. B. nach Medikamenten, Alkohol oder Drogen?
Gab es prägende Schicksalsschläge oder auch Erfolgserlebnisse in der Vergangenheit?
Welche Person steht mir besonders nah und hat mich geprägt?
Die zusammengetragenen Informationen über mehrere Generationen helfen dabei, ein vollständiges Bild der Familie zu zeichnen. Notieren Sie alles Relevante, ohne dabei das ursprüngliche Ziel aus dem Blick zu verlieren!
4) Zusammenhänge zwischen den Personen erkennen
Starten Sie das Erstellen des Genogramms, indem Sie die Personen, grundlegenden Beziehungen und Informationen eintragen. Notieren Sie die Namen und beschreiben, in welchem Verhältnis die Person zu Ihnen und den anderen Personen im Genogramm steht. Sie erstellen in diesem Schritt eine Art Familienstammbaum. Beginnen Sie am besten bei sich selbst (oder der Person, für die Sie das Genogramm erstellen) und arbeiten Sie sich bis zur nächsten Generation vor. In den meisten Fällen enthält das Genogramm mindestens drei Generationen (Sie, Ihre Eltern und Großeltern), es kann je nach Ziel aber auch weiter in die Vergangenheit gehen.
Beispiele und Ideen für Symbole und die grafische Darstellung des Genogramms
Nachdem alle Informationen gesammelt wurden, geht es an die grafische Darstellung des Genogramms. Es empfiehlt sich, mit der eigenen Person anzufangen und dann horizontal mögliche Geschwister hinzuzufügen. Darunter werden die Eltern und deren Geschwister eingezeichnet und darunter wiederum die Großeltern.
Symbole helfen dabei, die Übersichtlichkeit im Genogramm zu wahren: Beispielsweise steht ein Quadrat in der Regel für männliche Personen und ein Kreis für weibliche Personen. Sich selbst können Sie mit einem Punkt in der Mitte markieren und verstorbene Personen mit einem Kreuz kennzeichnen.
Genogramm Symbole – Die wichtigsten Zeichen für Ihr Genogramm
Kreis – Frau
Quadrat – Mann
Die Verbindungslinien können mit zusätzlichen Symbolen markiert werden, z. B. Scheidung, Konflikt, gescheiterte Beziehung:
X – Verstorben
Eheringe – Verheiratet
Durchgestrichene Linie – Getrennt oder geschieden
Blitz – Zerstritten
Herz – Besonders gutes Verhältnis oder glückliche Beziehung
5) Genogramm Auswertung: Wichtige Erkenntnisse gewinnen und Zusammenhänge entdecken
Nach dem Erstellen des Genogramms kommt der spannendste Teil: die Auswertung!
Durch das vollständige Genogramm lässt sich häufig schnell erkennen, wo sich Schicksalsschläge häufen, wo sich Lebensmodelle ähneln und wo Parallelen in Beziehungsmustern auftreten. Bei der Auswertung des Genogramms sollte man auf eine möglichst offene und lösungsorientierte Herangehensweise achten. Vorschnelle Interpretationen und Schlussfolgerungen sollten möglichst vermieden werden.
Vor der Auswertung ist es außerdem hilfreich, noch einmal einen genauen Blick auf das ursprüngliche Ziel des Genogramms zu werfen. Welche Erkenntnis möchte ich gewinnen? Worüber wünsche ich mir Klarheit? Wonach suche ich?
Hilfreiche Fragen für die Auswertung eines Genogramms:
Erkenne ich wiederkehrende Muster, bestimmte Glaubenssätze oder sich wiederholende Eigenschaften und Merkmale?
Welche besonderen Ereignisse und Schicksalsschläge kann ich erkennen?
Welche Parallelen sehe ich zu mir selbst und was kann ich vom Leben und den Erfahrungen meiner Angehörigen lernen?
Was haben meine aktuellen Probleme, Krisen oder Herausforderungen mit meiner Familie oder bestimmten Personen meiner Familie zu tun?
Was fällt mir besonders auf? Was löst in mir Emotionen aus? Was macht mich glücklich, traurig, wütend oder nachdenklich?
Welche möglichen Lösungsansätze erkenne ich in meiner Familiengeschichte?
Diese Fragen können beliebig und je nach Zielstellung vertieft und erweitert werden. Das Genogramm stellt eine unerschöpfliche Quelle dar, um sich intensiver mit der eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können beispielsweise in einem systemischen Coaching-Prozess oder einer systemischen Therapie vertieft und weiter bearbeitet werden. Die Fülle an Informationen kann außerdem als Grundlage für eine Familienaufstellung dienen.
Genogramm erstellen – Beispiel
Erstellen Sie Ihr eigenes Genogramm mithilfe der folgenden Symbole und Beziehungen. Diese Vorlage basiert auf dem Beispiel im Bild und bietet Ihnen eine einfache Möglichkeit, Ihre Familienbeziehungen zu visualisieren.
Symbole:
Frau: Kreis (O)
Mann: Quadrat (□)
Verstorben: Kreis oder Quadrat mit einem Kreuz durch (□⃠ / O⃠)
Verheiratet: Verbundene Ringe (💍)
Geschieden: Herzsymbol, durchgestrichen (💔)
Streit: Blitzsymbol (⚡)
Glückliche Beziehung: Herzsymbol (❤)
Anleitung:
Starten Sie bei sich selbst: Zeichnen Sie ein Symbol für sich selbst, z.B. ein Kreis für weiblich oder ein Quadrat für männlich. Markieren Sie sich eventuell mit einem Punkt in der Mitte, um sich hervorzuheben.
Ergänzen Sie die Geschwister: Zeichnen Sie auf der gleichen Ebene die Symbole für Ihre Geschwister ein und verbinden Sie sie mit einer Linie.
Eltern eintragen: Zeichnen Sie darunter die Symbole für Ihre Eltern und verbinden Sie sie mit einer durchgehenden Linie. Markieren Sie, ob Ihre Eltern verheiratet, geschieden oder verstorben sind, indem Sie die entsprechenden Symbole hinzufügen.
Großeltern und weitere Generationen: Fügen Sie die nächsten Generationen hinzu, beginnend mit Ihren Großeltern. Arbeiten Sie sich generationenweise weiter nach unten.
Beziehungsstatus und Dynamiken markieren: Verwenden Sie die genannten Symbole, um den Beziehungsstatus und besondere Dynamiken, wie Streit oder glückliche Beziehungen, zu markieren.
Beispiel
Ein Quadrat mit einem Blitz zwischen zwei Personen symbolisiert Streit zwischen ihnen.
Ein durchgestrichenes Herz zwischen einem Kreis und einem Quadrat zeigt an, dass diese Personen geschieden sind.
Vor- und Nachteile eines Genogramms
Vorteile – Dabei kann ein Genogramm helfen
Ein Genogramm ist ein nützliches Tool, um eine Familiengeschichte in einer visuellen Darstellung aufzubereiten. Dabei kann es helfen, die Struktur und Dynamik der Familie zu verstehen und wichtige Informationen wie Muster bei Erkrankungen, Konflikten oder familiäre Beziehungen zu erfassen. Anschließend sollte man sich die Frage stellen, ob man im eigenen Leben Parallelen erkennen kann, die zu ähnlichen Ergebnissen führen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass das Erstellen eines Genogramms oft eine Möglichkeit bietet, die Kommunikation innerhalb der Familie zu verbessern, indem man gemeinsam über Erlebnisse und Erinnerungen spricht. Auch in therapeutischen Kontexten, wie der systemischen Therapie, kann ein Genogramm als Werkzeug eingesetzt werden, um Familien- und Beziehungsprobleme besser zu verstehen und gezielt anzugehen. Ein Genogramm kann dazu beitragen, die Beziehungen innerhalb der Familie zu stärken und die Selbstreflexion jedes Familienmitglieds zu fördern. Ein weiterer Vorteil ist die klare visuelle Darstellung. Mithilfe der Symbole sind Verbindungen und Muster leichter erkennbar.
Nachteile – Das sind die Grenzen eines Genogramms
Genogramme bieten eine Vielzahl an Vorteilen, um Familienstrukturen und -dynamiken zu erfassen. Doch es gibt auch Nachteile und Grenzen, die besonders bei komplexen Familienverhältnissen ins Gewicht fallen können. Zunächst kann es schwierig sein, alle benötigten Informationen zu sammeln, da nicht immer alle Familienmitglieder bereit sind, ihre persönlichen Informationen preiszugeben. Auch die Interpretation der Daten erfordert eine gewisse Objektivität, Sensibilität und Erfahrung im Umgang mit komplexen Familienstrukturen.
Zudem kann die Visualisierung der Daten schnell unübersichtlich werden, wenn mehrere Generationen und Familienzweige dargestellt werden müssen. Ein weiterer Nachteil ist, dass ein Genogramm selbst nur begrenzte Informationen erfasst. So sind beispielsweise familiäre Konflikte, psychische Gesundheitsprobleme oder emotionale Bindungen schwer zu erfassen und in einem Genogramm darzustellen. Insgesamt sollten diese Grenzen berücksichtigt werden, um ein realistisches Bild der Familienverhältnisse zu erhalten.
Ein Genogramm kann durch die Konzentration auf andere Personen von der Eigenverantwortung wegführen. Es kann schnell zu einer Suche nach einem Schuldigen im Außen führen. So kann es beispielsweise passieren, dass bestimmte Makel, gescheiterte Beziehungen oder andere Probleme lediglich auf die familiären Umstände oder die Erziehung zurückgeführt werden. Da das häufig eine „sehr bequeme“ Lösung und Erklärung für Probleme ist, gilt es, auf diese Fallstricke besonderes Augenmerk zu richten.