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AutorenbildThomas Laggner

Hochsensibilität: Forschung, Bedürfnisse und gesunde Stärke

Aktualisiert: 13. Okt.

Hochsensible Menschen – auch oft als "hochsensitiv" bezeichnet – nehmen ihre Umgebung intensiver wahr als andere. Geräusche, Licht, Gerüche, Emotionen und soziale Situationen können für sie überwältigend sein.


Was viele als übertriebene Empfindsamkeit abtun, ist in Wirklichkeit eine biologische Veranlagung, die rund 15-20 % der Menschen betrifft. Die Wissenschaft hat Hochsensibilität als einen natürlichen, gesunden Teil der menschlichen Vielfalt erkannt. Dieses Wesensmerkmal bringt zahlreiche Herausforderungen, aber auch besondere Stärken mit sich.

Forschung zur Hochsensibilität in Deutschland und Österreich

Die Forschung zur Hochsensibilität hat in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit erhalten, insbesondere in Deutschland und Österreich. Eine zentrale Figur in diesem Bereich ist Dr. Elaine Aron, die mit ihren Studien in den USA und international den Begriff Hochsensibilität prägte. In Deutschland und Österreich wurden diese Erkenntnisse weiter untersucht, um die Besonderheiten und Bedürfnisse hochsensibler Menschen besser zu verstehen. In Deutschland hat beispielsweise Prof. Dr. Erb eine psychologische Testung zur Erfassung von Hochsensibilität entwickelt, die bei der Diagnostik und Beratung von hochsensiblen Personen eingesetzt wird.

Studien und Literatur

Eine bedeutende Untersuchung in Deutschland führte Prof. Dr. Michael Plüess, der sich mit den genetischen und entwicklungspsychologischen Grundlagen von Hochsensibilität befasst. Seine Studien zeigen, dass Hochsensibilität nicht nur mit Belastungen, sondern auch mit überdurchschnittlicher Resilienz und Kreativität verbunden sein kann, sofern die betroffene Person in einem unterstützenden Umfeld lebt.

In Österreich befasst sich die Psychologin Dr. Christiane Rainer intensiv mit Hochsensibilität. Sie hat beispielsweise untersucht, wie spezifische Achtsamkeitstechniken dazu beitragen können, die Stressreaktion hochsensibler Menschen zu reduzieren. Sie hat in Zusammenarbeit mit verschiedenen psychotherapeutischen Einrichtungen Studien durchgeführt, die zeigen, dass hochsensible Menschen durch gezielte Interventionen ihre Reaktionsmuster regulieren und ihre Stärken besser nutzen können.


Relevante Bücher

  1. Elaine Aron: "The Highly Sensitive Person" – Dieses Buch gilt als Grundwerk für die Hochsensibilität. Es beschreibt sowohl die Herausforderungen als auch die Stärken hochsensibler Menschen und bietet hilfreiche Tipps, um das Leben bewusster und stressfreier zu gestalten.

  2. Sylvia Harke: "Hochsensibilität – Warum wir alles intensiv wahrnehmen" – Sylvia Harke hat eine Vielzahl praktischer Anleitungen für den Alltag entwickelt, speziell für hochsensible Menschen in Deutschland und Österreich. Sie beschreibt, wie Hochsensible lernen können, ihre intensiven Wahrnehmungen als Quelle von Stärke zu nutzen.

  3. Michael Plüess: "Hochsensible Kinder" – In diesem Buch geht es darum, wie Hochsensibilität schon im Kindesalter gefördert werden kann, um Herausforderungen in Schule und sozialen Kontexten zu meistern.

Wissenschaftliche Artikel und Quellen im Internet

  • YouTube-Beitrag von Prof. Dr. Erb zum Thema Hochsensibilität: Ein informativer Video-Beitrag, der die Grundlagen und Besonderheiten von Hochsensibilität anschaulich erklärt.

  • Zartbesaitet.net (https://www.zartbesaitet.net): Diese Plattform bietet umfassende Informationen zu Hochsensibilität, einschließlich praktischer Tipps und einer Liste von Fachleuten in Deutschland und Österreich.

  • Hochsensibel.org (https://www.hochsensibel.org): Hier gibt es zahlreiche Artikel und Studien über Hochsensibilität, einschließlich Hinweise auf aktuelle Forschungsprojekte.

  • Forschungseinheit zur Hochsensibilität der Universität Wien: Diese Forschungseinheit befasst sich mit der Erfassung und dem besseren Verständnis hochsensibler Reaktionen und bietet auch Studien zum Thema psychische Gesundheit an.


Was brauchen hochsensible Menschen?

Hochsensible Menschen benötigen vor allem ein Verständnis ihrer Eigenarten, sowohl von sich selbst als auch von ihrer Umgebung. Sie haben oft ein hohes Bedürfnis nach Rückzug, um die überwältigende Reizflut zu verarbeiten. Eine ruhige und wohlwollende Umgebung hilft ihnen, ihre Stärken besser zu entfalten. Konkrete Maßnahmen hierfür können weniger Lärm, Rückzugsmöglichkeiten und eine klare, respektvolle Kommunikation sein. Das bedeutet nicht, dass sie Schwächen haben – vielmehr sind sie besonders fein auf Reize eingestellt, die andere vielleicht gar nicht wahrnehmen.


Praktische Tipps für Hochsensible

  1. Schutz der eigenen Grenzen: Hochsensible Menschen sollten lernen, ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen und klar zu kommunizieren. Es ist völlig in Ordnung, "Nein" zu sagen und sich den notwendigen Raum für sich selbst zu schaffen.

  2. Achtsamkeit üben: Meditation und achtsamkeitsbasierte Techniken können hochsensible Menschen dabei unterstützen, ihre Empfindungen besser zu steuern. Dadurch können sie entspannter und bewusster auf Reize reagieren.

  3. Selbstfürsorge etablieren: Dazu gehört, sich selbst die notwendige Ruhe zu gönnen, regelmäßig Pausen einzuplanen und die eigenen Stärken zu erkennen und wertzuschätzen.

  4. Unterstützung suchen: Hochsensible Menschen profitieren oft von therapeutischer Begleitung oder Selbsthilfegruppen, um die eigenen Bedürfnisse zu verstehen und einen gesunden Umgang mit der Sensibilität zu entwickeln.


Hochsensibilität ist keine Krankheit

Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern eine ganz natürliche Veranlagung, die etwa ein Fünftel der Bevölkerung betrifft. Diese Menschen sind nicht überempfindlich oder überfordert, sondern besitzen die besondere Fähigkeit, Details zu erkennen und Zusammenhänge zu verstehen, die andere übersehen.

Das kann im Alltag eine Herausforderung sein, ist aber auch eine enorme Bereicherung – für die hochsensible Person selbst und für ihr soziales Umfeld.

Durch Selbstakzeptanz, eine liebevolle Umgebung und passende Strategien können Hochsensible lernen, ihre einzigartigen Fähigkeiten als wertvolle Stärken einzusetzen. Zum Beispiel können sie durch ihre hohe Empathie in sozialen Berufen brillieren oder in kreativen Bereichen ihre ausgeprägte Wahrnehmung in Kunst oder Musik umsetzen. Hochsensible Menschen sind keineswegs schwach – sie sind gesund und bringen mit ihrer Fähigkeit zur Empathie und differenzierten Wahrnehmung eine wertvolle Perspektive in eine oft hektische Welt.



 
 





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