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AutorenbildThomas Laggner

Kreatives Umdeuten (Reframing) - Die Grundlagen

Hast du jemals eine Situation erlebt, die auf den ersten Blick negativ schien, aber aus einem anderen Blickwinkel plötzlich ganz anders aussah? Genau das ist das Ziel des kreativen Umdeutens, auch Reframing genannt.

Kreatives Umdeuten, auch Reframing genannt, ist eine Technik aus dem Neurolinguistischen Programmieren (NLP), die dabei hilft, festgefahrene Sichtweisen auf Verhalten, Gefühle oder Situationen zu verändern. Es geht darum, dem eigenen Denken neue Bedeutungen zu geben und dadurch bisher ungenutzte Ressourcen und Potenziale freizusetzen.

In diesem Blog erkläre ich dir, wie Reframing funktioniert, welche Techniken es gibt und wie du es für deine eigene persönliche Entwicklung oder im beruflichen Kontext nutzen kannst.


Was ist das "Teilemodell" im NLP?

Das "Teilemodell" im NLP stammt ursprünglich aus den Arbeiten der bekannten Familientherapeutin Virginia Satir. Satir war eine Pionierin in der Familientherapie und entwickelte Methoden, um familiäre Kommunikationsmuster zu verbessern und individuelle Persönlichkeitsanteile zu integrieren. Ihre Arbeit führte später auch zur Entwicklung der Aufstellungsarbeit, bei der das System von Beziehungen und Persönlichkeitsanteilen sichtbar gemacht wird, um innere Konflikte zu lösen. Sie nutzte die Vorstellung, dass Menschen aus verschiedenen Persönlichkeitsanteilen bestehen, um innere Konflikte zu bearbeiten. Ihre Arbeit betonte das Verständnis und die Anerkennung dieser Anteile, um eine bessere emotionale Balance und persönliches Wachstum zu fördern. Dieses Konzept wurde später von Richard Bandler und John Grinder, den Entwicklern des NLP, integriert und weiterentwickelt. Das Teilemodell besagt, dass unsere Persönlichkeit aus vielen, meist unbewussten, Anteilen besteht.

Das "Teilemodell" ist eine Grundannahme des NLP, die besagt, dass unsere Persönlichkeit aus vielen, meist unbewussten, Anteilen besteht. Jeder dieser Teile verfolgt eine positive Absicht – selbst wenn sein Verhalten von uns als problematisch empfunden wird.

Beispiele dafür sind:

  • Ein Teil, der uns dazu bringt, morgens aufzustehen.

  • Ein Teil, der uns manchmal verschlafen lässt.

  • Ein Teil, der uns wütend auf Kritik reagieren lässt.

Das Ziel des Reframings ist es, die positive Intention hinter jedem Anteil zu entdecken und anzuerkennen, um eine Aussöhnung mit diesen Anteilen zu erreichen. Diese Aussöhnung ist wichtig, da sie innere Konflikte reduziert und ein harmonisches Zusammenspiel der verschiedenen Persönlichkeitsanteile ermöglicht. Wenn wir verstehen, dass jeder Anteil eine positive Absicht verfolgt, können wir neue, positivere Strategien finden, um unsere Ziele zu erreichen.


Die zwei Arten des Reframings: Kontext- und Bedeutungsreframing

Beim Kontextreframing wird ein unerwünschtes Verhalten in einen neuen Kontext gesetzt, in dem es positiv oder sinnvoll ist. Beispielsweise kann die Aufregung eines Schauspielers vor einer Aufführung als kreative Energie betrachtet werden, die seine Leistung auf der Bühne verbessern kann.

Das Bedeutungsreframing hingegen bezieht sich darauf, die Bedeutung eines Verhaltens oder Gefühls zu ändern. Wenn jemand zum Beispiel Wut als negatives Gefühl empfindet, könnte diese Wut im Reframing als Ausdruck von Selbstschutz und der Bereitschaft, Grenzen zu verteidigen, betrachtet werden.


Power- oder Punch-Reframing

Power-Reframing ist eine Technik, bei der eine extreme, oft humorvolle Intervention genutzt wird, um festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen. Der Unterschied zu anderen Reframing-Methoden besteht darin, dass Power-Reframing besonders drastisch und direkt ist, um sofort eine neue Perspektive zu ermöglichen. Es geht darum, dem Klienten eine unerwartete und oft übertriebene Sichtweise anzubieten, die das alte Denkmuster erschüttert.


Anwendungsbeispiel: Wenn jemand sagt: "Ich bin immer zu unpünktlich", könnte die Antwort sein: "Du bist wahrscheinlich der entspannteste Mensch der Welt, weil du dir keinen Stress machst." Im Gegensatz zu sanfteren Methoden bietet Power-Reframing oft eine schockierende, aber humorvolle Wendung, die den Klienten zum Nachdenken bringt.

Manchmal benötigen wir einen starken Impuls, um uns aus einem festgefahrenen Denkmuster zu befreien. Ein starker Impuls kann notwendig sein, um die gewohnten Denkbahnen zu durchbrechen und eine neue, frische Perspektive zu ermöglichen. Hier kommt das sogenannte Power- oder Punch-Reframing zum Einsatz. Es handelt sich um eine besonders kraftvolle Form des Reframings, bei der eine extreme und oft humorvolle Antwort verwendet wird, um die Sichtweise des Klienten drastisch zu verändern.


Beispiel:

  • Klage: "Ich bin ein Versager."

  • Antwort: "Dann bist du wahrscheinlich der beste Versager, den ich kenne, weil du niemals aufgibst."

Solche Interventionen können dabei helfen, die Schwere des Problems zu mindern und eine neue Perspektive zu öffnen.


Reframing als langfristiger Prozess

Reframing ist ein langfristiger Prozess, der Zeit und Übung braucht. Es bietet die Chance, tief verwurzelte Denkmuster nach und nach zu verändern und dadurch nachhaltige, positive Veränderungen zu erreichen. Hierbei spielen Wiederholung und bewusste Reflexion eine entscheidende Rolle. Neue Denkmuster müssen regelmäßig geübt werden, um dauerhaft etabliert zu werden.

Eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Reframing ist der Aufbau von Rapport. Dies bedeutet, dass eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Therapeut und Klient besteht. Ohne diesen Rapport wird das Reframing oft als Manipulation empfunden und kann Widerstände hervorrufen. Der Einsatz von Humor und Kreativität spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle im Reframing-Prozess, um die Schwere einer Situation zu reduzieren und dem Klienten eine neue Perspektive zu ermöglichen.


Beispiele für Reframing in der Praxis

Überlege, wie du diese Beispiele auf dein eigenes Leben anwenden kannst. Welche Situationen kennst du, in denen eine neue Perspektive hilfreich wäre?

  • Alltag: Ein Kind ist stur und weigert sich, bestimmte Aufgaben zu erledigen. Reframing: Diese Sturheit könnte als Durchhaltevermögen betrachtet werden, das dem Kind hilft, später im Leben seine Ziele zu erreichen.

  • Berufsleben: Ein Mitarbeiter fühlt sich überfordert und sieht dies als Versagen. Reframing: Die Überforderung kann als Zeichen dafür betrachtet werden, dass der Mitarbeiter hohe Ansprüche an sich selbst hat und es Zeit ist, mit dem Vorgesetzten über eine bessere Aufgabenverteilung zu sprechen.

  • Zwischenmenschliche Beziehungen: Eine Person fühlt sich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, mehr Zeit für sich selbst zu haben, und dem Bedürfnis, für andere da zu sein. Reframing: Beide Bedürfnisse sind wichtige Teile der Persönlichkeit, die eine Balance schaffen sollen. Klare Zeitplanung für Selbstfürsorge und Zeit für andere können helfen.


Übungen für das Seminar: Kreatives Umdeuten (Reframing) - Die Grundlagen

1. Teilemodell-Übung

  • Ziel: Verstehe die verschiedenen Anteile deiner Persönlichkeit und ihre positiven Absichten.

  • Ablauf: Bildet Kleingruppen von zwei bis drei Personen. Jeder Teilnehmer wählt ein Verhalten, das er an sich als problematisch empfindet (z.B. Prokrastination). Diskutiert, welche "Teile" der Persönlichkeit beteiligt sein könnten und welche positiven Absichten dahinterstehen. Teilt die Ergebnisse mit der Gruppe.

2. Kontextreframing-Übung

  • Ziel: Ein unerwünschtes Verhalten in einen positiven Kontext setzen.

  • Ablauf: Jeder Teilnehmer denkt an eine Situation, in der ein bestimmtes Verhalten als problematisch empfunden wurde. Gemeinsam in der Gruppe überlegt ihr, in welchem Kontext dieses Verhalten positiv oder nützlich sein könnte. Teilt die verschiedenen Perspektiven miteinander.

3. Bedeutungsreframing-Übung

  • Ziel: Die Bedeutung eines Verhaltens oder Gefühls ändern.

  • Ablauf: Arbeitet paarweise. Einer der Teilnehmer beschreibt ein negatives Gefühl, das er oft erlebt (z.B. Angst vor öffentlichen Reden). Der Partner hilft, eine neue, positive Bedeutung für dieses Gefühl zu finden (z.B. "Diese Angst zeigt, dass dir deine Leistung wichtig ist"). Anschließend wechseln die Rollen.

4. Power-Reframing-Übung

  • Ziel: Eine extreme, humorvolle Perspektive entwickeln, um festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen.

  • Ablauf: Bildet Kleingruppen. Jeder Teilnehmer nennt eine "Klage" (z.B. "Ich bin immer zu spät"). Die anderen Gruppenmitglieder überlegen sich eine humorvolle, positive Antwort (z.B. "Das zeigt, dass du immer entspannt und stressfrei bist"). Diskutiert, wie diese humorvolle Sichtweise die emotionale Reaktion verändert.

5. Future Pace-Übung

  • Ziel: Die neuen Bedeutungen und Verhaltensweisen in den Alltag integrieren.

  • Ablauf: Jeder Teilnehmer stellt sich eine zukünftige Situation vor, in der er die neuen Bedeutungen oder Verhaltensweisen anwenden kann. Tauscht euch darüber aus, wie ihr die Situation konkret meistern wollt. Visualisiert den Erfolg und die positiven Gefühle dabei.


Fazit: Reframing als Tool für persönliche Weiterentwicklung

Reframing ist eine wirkungsvolle Technik, die uns dabei helfen kann, festgefahrene Denkmuster zu verändern und neue Perspektiven auf Probleme zu entwickeln. Es fördert nicht nur die persönliche Weiterentwicklung, sondern auch die Fähigkeit, in schwierigen Situationen kreativ und flexibel zu reagieren. Wichtig ist, dass wir uns auf den Prozess einlassen und die Bereitschaft haben, die Bedeutung von Erfahrungen zu hinterfragen und neu zu gestalten.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Reframing in deinem Alltag anwenden kannst oder wie diese Technik in der Therapie gezielt eingesetzt wird, lass es mich wissen – ich stehe dir gerne zur Verfügung!


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