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AutorenbildThomas Laggner

Krise(n)

Definition einer Krise

Eine Krise ist eine akute, psychische Belastungssituation, die entsteht, wenn eine Person durch ein Ereignis oder eine Situation emotional und kognitiv überfordert wird.


Typische Merkmale einer Krise sind:

  • Überforderung: Die betroffene Person ist nicht mehr in der Lage, die Situation mit ihren bisherigen Bewältigungsstrategien zu meistern.

  • Emotionale Reaktionen: Angst, Panik, Hilflosigkeit, Verzweiflung oder Wut.

  • Handlungsunfähigkeit: Schwierigkeiten, klare Entscheidungen zu treffen oder rational zu handeln.

  • Zeitliche Begrenzung: Eine Krise ist oft von kurzer Dauer, kann jedoch ohne Intervention langfristige psychische Folgen haben.


Wann kommt ein Kriseninterventionsteam zum Einsatz?

Kriseninterventionsteams (KIT) werden gerufen, wenn eine akute psychische Belastungssituation vorliegt, die die betroffene Person oder deren Umfeld alleine nicht bewältigen kann. Solche Situationen umfassen:

  1. Unfälle oder Katastrophen: Verkehrsunfälle, Naturkatastrophen oder andere traumatische Ereignisse.

  2. Plötzlicher Verlust: Der unerwartete Tod eines Angehörigen oder einer nahestehenden Person.

  3. Suizid oder Suizidversuch: Begleitung Betroffener oder Angehöriger.

  4. Akute Gewalt: Opfer von Gewaltverbrechen oder Zeugen traumatischer Ereignisse.

  5. Psychische Ausnahmezustände: Personen in schwerer emotionaler Not, die drohen, die Kontrolle zu verlieren.


Aufgaben des Kriseninterventionsteams

Ein Kriseninterventionsteam bietet schnelle, strukturierte Hilfe, um Menschen in akuten Krisensituationen emotional zu stabilisieren. Die Aufgaben umfassen:

  1. Erste psychische Stabilisierung:

    • Gesprächsführung, um die akuten Emotionen zu kanalisieren.

    • Sicherheit und Orientierung vermitteln.

    • Hilfe bei der Einordnung des Ereignisses.

  2. Praktische Unterstützung:

    • Organisation von Unterstützung (Familie, Freunde, Notfallseelsorge).

    • Klärung organisatorischer Fragen (z. B. Kommunikation mit Behörden).

  3. Prävention weiterer Schäden:

    • Verhindern von eskalierenden Reaktionen, wie Selbst- oder Fremdgefährdung.

    • Risikoanalyse und gegebenenfalls Weiterleitung an Fachkräfte (Psychiater, Therapeuten).

  4. Netzwerkaktivierung:

    • Verbindung zu sozialen Netzwerken oder professionellen Hilfsangeboten.

    • Einleitung weiterer Maßnahmen zur Nachsorge.


Wichtige Prinzipien der Krisenintervention

  1. Rasche Reaktion: Zeitnahes Handeln, um akute Belastung zu mildern.

  2. Empathie und Respekt: Vertrauensaufbau durch achtsame Kommunikation.

  3. Präsenz: Körperliche und emotionale Verfügbarkeit des KIT-Mitarbeiters.

  4. Hilfe zur Selbsthilfe: Förderung der Eigenkompetenz, um langfristige Stabilität zu gewährleisten.


Ein Kriseninterventionsteam fungiert somit als „erste Hilfe“ für die Seele in Extremsituationen und stellt eine wichtige Schnittstelle zwischen Notfallversorgung und langfristiger psychosozialer Unterstützung dar.


 

1. Personzentrierte Perspektive (Carl Rogers)

Definition einer Krise:Eine Krise entsteht, wenn eine Person eine Diskrepanz zwischen ihrem tatsächlichen Erleben und ihrem Selbstkonzept erlebt. Es fehlt die Integration zwischen dem, wer die Person ist (Selbst) und wer sie sein möchte (Ideal-Selbst). Diese Inkongruenz führt zu inneren Spannungen und psychischem Leid.

Ursachen einer Krise:

  • Konflikte zwischen eigenen Bedürfnissen und äußeren Anforderungen.

  • Gefühl, von wichtigen Bezugspersonen nicht verstanden oder akzeptiert zu werden.

  • Überforderung, weil die eigenen Ressourcen als unzureichend wahrgenommen werden.

Ziel der Intervention:

  • Förderung von Selbstakzeptanz und Selbstexploration.

  • Schaffung eines sicheren, empathischen Raumes, in dem die Person ihre Emotionen ausdrücken und integrieren kann.

  • Entwicklung von innerer Kohärenz und der Fähigkeit, sich authentisch mit der Krise auseinanderzusetzen.


2. Systemische Perspektive

Definition einer Krise:Eine Krise wird als Störung im System verstanden – sei es im Familiensystem, in einer Partnerschaft oder im sozialen Umfeld. Probleme entstehen, wenn die Kommunikations- und Interaktionsmuster eines Systems plötzlich nicht mehr funktionieren oder durch neue Stressoren überfordert werden.


Ursachen einer Krise:

  • Veränderungen, die das Gleichgewicht im System stören (z. B. Trennung, Krankheit, Verlust).

  • Dysfunktionale Muster oder Rollenkonflikte innerhalb eines Systems.

  • Loyalitätskonflikte, z. B. zwischen verschiedenen Familienmitgliedern oder Gruppen.


Ziel der Intervention:

  • Analyse und Veränderung der systemischen Dynamik.

  • Wiederherstellung eines funktionalen Gleichgewichts im System.

  • Förderung von Ressourcenorientierung und neuen Kommunikationsmustern innerhalb des Systems.


3. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Definition einer Krise:Eine Krise wird als eine Situation definiert, die aufgrund negativer Gedankenmuster und dysfunktionaler Verhaltensweisen als überwältigend erlebt wird. Die Krise entsteht nicht nur durch das Ereignis selbst, sondern durch die Bewertung des Ereignisses und die fehlenden Bewältigungsstrategien.


Ursachen einer Krise:

  • Dysfunktionale Gedanken: "Ich kann das nicht bewältigen", "Es wird nie besser."

  • Fehlende oder unzureichende Coping-Strategien.

  • Verstärkung von Angst, Depression oder Stress durch vermeidendes Verhalten.

Ziel der Intervention:

  • Umstrukturierung von negativen Denkmustern (z. B. durch kognitive Umstrukturierung).

  • Training von Bewältigungsstrategien, z. B. Problemlösefertigkeiten oder Entspannungstechniken.

  • Förderung von Selbstwirksamkeit: Die Person soll lernen, dass sie die Krise aktiv bewältigen kann.


4. Tiefenpsychologische Perspektive (z. B. Psychoanalyse)

Definition einer Krise:Eine Krise entsteht, wenn unbewusste Konflikte oder verdrängte Erlebnisse an die Oberfläche treten und das psychische Gleichgewicht stören. Diese Konflikte können durch äußere Ereignisse reaktiviert werden (z. B. Verlust, Trennung) und starke emotionale Reaktionen auslösen.


Ursachen einer Krise:

  • Unbewusste Konflikte: Zum Beispiel ungelöste Konflikte aus der Kindheit (z. B. Bindungsstörungen, Verlustängste).

  • Verdrängung: Die betroffene Person hat bisher belastende Erfahrungen unbewusst verdrängt, die in der Krise plötzlich bewusst werden.

  • Äußere Stressoren, die unbewusste Ängste oder Traumata aktivieren.


Ziel der Intervention:

  • Aufdeckung und Bearbeitung unbewusster Konflikte und Emotionen.

  • Förderung von Einsicht und Integration verdrängter Inhalte ins Bewusstsein.

  • Entwicklung eines besseren Verständnisses für die eigenen inneren Prozesse und deren Auswirkungen auf die aktuelle Krise.


Zusammenfassend

  • Personzentriert: Fokus auf Selbstakzeptanz und Authentizität.

  • Systemisch: Krise als Problem in der Dynamik zwischen Individuum und System.

  • KVT: Fokus auf Gedanken, Verhalten und konkrete Bewältigungsstrategien.

  • Tiefenpsychologisch: Krise als Ausdruck unbewusster Konflikte und verdrängter Erfahrungen.

Jede Perspektive bietet unterschiedliche Ansätze, die je nach Situation und betroffener Person kombiniert oder angepasst werden können.

 

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