Marie kämpft mit den Herausforderungen, die ihre Familie und ihr Beziehungsmuster ihr auferlegen. Ihre Reise zeigt, wie wichtig es ist, Selbstwert und Selbstliebe zu kultivieren. Ihre Erfahrungen spiegeln, wie belastend Suchtproblematiken und ungleiche Beziehungsdynamiken sein können. Sie erinnert uns daran, dass es nie zu spät ist, den Fokus auf das eigene Wohl zu legen und sich selbst als wichtigste Ressource zu erkennen.
Punkt 1: Gesprächsanalyse
Inhaltliche Ebene:
Das Gespräch umfasst zwei zentrale Themen:
Herausforderungen mit der Tochter: Die Pubertät der Tochter, die Schulprobleme und die Schwierigkeiten, klare Regeln durchzusetzen.
Beziehungsthemen mit dem aktuellen Partner: Seine Suchterkrankungen (Alkohol, Kiffen), mögliche Sexsucht und mangelnde Beziehungsarbeit, die Maria emotional und psychisch stark belasten.
Prozessuale Ebene:
Maria spricht reflektiert über ihre Belastungen, zeigt jedoch immer wieder Ambivalenzen zwischen Durchhaltevermögen und dem Wunsch nach Veränderung. Ihre Erzählung zeigt ein Pendeln zwischen Verantwortungsübernahme und der Suche nach Unterstützung.
Beziehungsebene:
Maria beschreibt komplexe Beziehungsmuster: eine fürsorgliche, fast überengagierte Haltung gegenüber ihrer Familie.
In der Partnerschaft empfindet sie Respektlosigkeit und Demütigung, verharrt jedoch in der Beziehung, teils aus Hoffnung, teils aus der eigenen Leidensfähigkeit.
Interventionen:
Die Therapeut:in reflektiert die Themen Selbstwert, Selbstliebe und das Loslassen schädlicher Beziehungsmuster.
Es wird eine Paartherapie vorgeschlagen, um Dynamiken zu klären und mögliche Veränderungen anzustoßen.
Punkt 2: Auswahl zentraler Dialoge für Ausbildungszwecke
Dialog über Selbstfreundschaft und SelbstwertTherapeut:in:„Sie, als Person, die sich das quasi, die das erduldet und erträgt. Wo bleibt Ihre Selbstfreundschaft? Wenn Sie Ihre beste Freundin wären, wie würden Sie ihr dann quasi unterstützen und zur Seite stehen? Und Sie dulden, Sie ertragen es, Sie leiden ja darunter. Es tut ja, es macht ja was mit dem Bewusstsein, mit dem Ego, mit der Selbstwertigkeit.“Maria:„Komischerweise, durch das, was ich ja schon alles erlitten habe durch ihn, ist mein Selbstwert im Gegensatz zu früher definitiv besser.“
Dialog über die BeziehungsmusterMaria:„Ich denke mir oft, ich weiß ja mit meiner Zeit was anzufangen. [...] Aber dann frage ich mich selber, was hält mich?“Therapeut:in:„Was würden Sie Ihrer besten Freundin raten? Wo bleibt Ihre Selbstfreundschaft? Es darf auch um Sie gehen. Weil da steckt irgendwas drinnen, dass Sie aus Ihrer Lebensgeschichte und Ihren Erfahrungen sich so zurückstecken können. Fast schon aufopfernd.“
Dialog zur Therapie des PartnersMaria:„Er hat gestern zum ersten Mal gesagt, er hat ein Problem. Wobei ich nicht weiß, ob er das vielleicht gesagt hat, weil ich es hören wollte.“Therapeut:in:„Es ist ein kleiner Schritt seiner Bereitschaft. Kommen Sie einmal zu zweit. Aber die grundsätzliche Frage bleibt: Was möchten Sie?“
Dialog zur emotionalen Last der BeziehungMaria:„Wenn ich heimkomme, habe ich das Gefühl, mein Leben zieht an mir vorbei. Was habe ich vom Leben, wenn ich im Heizraum sitze, quasi immer bei ihm? Seine Stunden, jeden Tag. Für mich ist das verschwendete Zeit.“Therapeut:in:„Es belastet nicht nur Ihr Leben, sondern beschränkt Sie auch. Und es tut ja etwas mit Ihrem Bewusstsein, Ihrem Ego und Ihrem Selbstwert. Was könnten Sie für sich ändern?“
Dialog zur Verarbeitung von SchicksalsschlägenMaria:„Damals, nach dem Tod meines Mannes, war ich nur am Funktionieren – Arbeit, Kinder, Krankenhaus. Ich frage mich heute, wie ich das überhaupt geschafft habe.“Therapeut:in:„Sie haben damals übermenschliche Kräfte mobilisiert. Aber solche Erfahrungen prägen. Sie hinterlassen Spuren, die oft erst sichtbar werden, wenn die akute Belastung vorbei ist. Haben Sie sich Raum genommen, um diese Zeit zu verarbeiten?“
Dialog über Partnerschaft und LoslassenTherapeut:in:„Es klingt, als wären Sie an einem Punkt, an dem Sie sich fragen, warum Sie diese Beziehung weiterhin führen. Was hält Sie? Was brauchen Sie, um die Entscheidung zu treffen, die Ihnen guttut?“Maria:„Vielleicht ist es die Angst vor dem Alleinsein. Aber ich habe doch schon bewiesen, dass ich alleine klarkomme. Was hält mich wirklich? Vielleicht das Gefühl, dass ich ihm helfen kann, dass er mich braucht.“
Dialog zur Dynamik in der PartnerschaftMaria:„Er sagt mir oft, dass ich recht habe. Aber er ändert nichts. Und mir geht es nicht darum, recht zu haben, sondern darum, dass er etwas versteht und es anders macht.“Therapeut:in:„Es klingt, als wäre Ihre Partnerschaft in einer Dynamik gefangen, die Ihnen viel Energie raubt. Was möchten Sie für sich ändern, unabhängig davon, ob er sich ändert?“
Dialog über Kindheit und BindungsmusterTherapeut:in:„Ihre Kindheit scheint geprägt von Zurückhaltung und dem Wunsch nach Frieden gewesen zu sein. Glauben Sie, dass sich aus dieser Zeit ein Muster entwickelt hat, das Sie auch heute begleitet?“Maria:„Vielleicht. Ich war immer die Ruhige, die Schüchterne. Es fällt mir schwer, für mich einzustehen, besonders in Konflikten.“
Dialog zur Selbstliebe und den eigenen WünschenTherapeut:in:„Was würden Sie sich wünschen, wenn alles möglich wäre? Unabhängig von Verpflichtungen oder Einschränkungen?“Maria:„Ich würde reisen, Zeit für mich nehmen, das Leben genießen. Ich habe so viel für andere getan, jetzt möchte ich mich selbst mehr wertschätzen.“
Punkt 3: Relevante ICD-10-Diagnosen
Mögliche Diagnosen für Maria:
F43.2 Anpassungsstörung: Maria zeigt Stresssymptome aufgrund der Belastungen in Familie und Beziehung.
F32.0 Depressive Episode: Hinweise auf eine mögliche depressive Verstimmung durch Überlastung.
Mögliche Diagnosen für den Partner:
F10.2 Alkoholabhängigkeitssyndrom.
F12.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabis: Abhängigkeitssyndrom.
F52.7 Übersteigerte Sexualtriebe (mögliche Sexsucht).
Relevante Z-Diagnosen:
Z63.0 Probleme in der Partnerschaft.
Z63.2 Abwesenheit eines Elternteils (verstorbener Mann).