In der personzentrierten Psychotherapie nach Carl Rogers nimmt der Begriff „Selbstwert“ eine zentrale Rolle ein und steht eng in Verbindung mit dem Konzept des Selbstbildes und der Selbstakzeptanz. Der Selbstwert beschreibt das Gefühl des Menschen, wertvoll, liebenswert und kompetent zu sein, unabhängig von äußeren Bedingungen oder dem Urteil anderer. Dabei wird der Selbstwert als grundlegendes Bedürfnis des Menschen angesehen, das oft durch innere und äußere Faktoren bedroht oder gestärkt wird.
Im personzentrierten Ansatz gilt das Vertrauen in die natürliche Tendenz des Menschen zur Selbstverwirklichung und zum Wachstum. Rogers geht davon aus, dass jeder Mensch von Grund auf wertvoll ist und das Potenzial in sich trägt, sein Leben positiv und selbstbestimmt zu gestalten. Dieses Selbstwertgefühl kann sich jedoch durch negative Lebenserfahrungen, Bewertungen und Ablehnungen anderer vermindern, was zu inneren Konflikten und psychischen Problemen führen kann.
Selbstwert und Kongruenz
Der Selbstwert ist stark abhängig davon, inwieweit der Mensch mit sich selbst in Einklang, also kongruent, ist. Kongruenz bezeichnet dabei den Zustand, in dem das eigene Selbstbild mit den tatsächlichen Gefühlen, Bedürfnissen und Verhaltensweisen übereinstimmt. Ein gesunder Selbstwert entwickelt sich, wenn der Mensch authentisch sein darf und seine Gefühle ausdrücken kann, ohne das Gefühl zu haben, sich verstellen oder anpassen zu müssen, um wertgeschätzt zu werden.
Selbstwert als Kern der therapeutischen Arbeit
Im therapeutischen Prozess spielt die Förderung des Selbstwerts eine zentrale Rolle. Der Therapeut schafft durch Empathie, bedingungslose Wertschätzung und Authentizität einen sicheren Raum, in dem der Klient seinen Selbstwert erkennen und stärken kann. Dieser Raum ermöglicht es dem Klienten, zu erkennen, dass er als Mensch wertvoll ist und auch seine „unbeliebten“ Seiten angenommen werden. So wird es ihm möglich, alte Verletzungen und Selbstzweifel loszulassen und ein positiveres Selbstbild aufzubauen.
Förderung des Selbstwertes in der Praxis
Durch die Förderung des Selbstwerts wird der Klient darin unterstützt, seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche besser wahrzunehmen und zu akzeptieren. Eine hohe Selbstwertschätzung führt dazu, dass der Klient sich selbst akzeptieren kann, unabhängig von äußeren Erfolgen oder Misserfolgen. Die personzentrierte Therapie stärkt so die Resilienz und das Selbstbewusstsein des Klienten, was ihm hilft, neue Perspektiven zu entwickeln und im Einklang mit seinen Werten zu leben.
Fazit
Der Selbstwert in der personzentrierten Psychotherapie ist ein zentraler Anker für die persönliche Entwicklung und Heilung. Indem der Klient erfährt, dass er so, wie er ist, wertgeschätzt wird, und lernt, sich selbst ohne Bedingungen anzunehmen, kann er wachsen und sich freier entfalten.