Einleitung
In diesem Blogartikel wird ein reales Therapiegespräch analysiert, das besonders wertvoll für die Ausbildung von Therapeuten ist. Der Fokus liegt auf der Betrachtung aus verschiedenen therapeutischen Perspektiven, um die Anwendung unterschiedlicher Ansätze in der Praxis zu verdeutlichen. Dies ist insbesondere für Therapeuten in Ausbildung nützlich, die lernen möchten, die Vielfalt an Interventionen situationsgerecht einzusetzen.
Therapeut (T): Willkommen. Schön, dass Sie da sind. Sie haben erwähnt, dass die Panikattacken wiedergekommen sind. Wollen Sie mir erzählen, was passiert ist?
Klientin (K): Ja, also... Ich hatte schon mal vor 20 Jahren Panikattacken, und jetzt bin ich wieder hier. Ich glaube, es ist einfach der ganze Stress – ich meine, alles zusammen, wissen Sie? Keine Ahnung, warum das jetzt wieder kommt.
T: Es klingt, als ob gerade vieles auf Sie einwirkt. Gab es etwas Konkretes, das Sie besonders belastet hat?
K: Ja, ich glaube, es ist der Stress. Ich habe Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Ständig hin und her – soll ich das nehmen oder nicht? Mein Mann ist schon genervt, weil ich so unentschlossen bin.
T: Was heißt das für Sie, wenn Sie sagen, Ihre Gedanken "hüpfen hin und her"?
K: Naja, es ist, als würde ich immer wieder zweifeln. Einmal denke ich, es tut mir gut, und dann denke ich, es tut mir nicht gut. Es betrifft alles – selbst einfache Dinge wie etwas zu trinken oder zu essen. Es ist, als ob ich nie sicher bin.
T: Das klingt wirklich anstrengend, immer wieder von diesen Zweifeln begleitet zu werden. Wie geht es Ihnen denn, wenn Sie diese Medikamente nehmen? Fühlen Sie sich dann besser?
K: Es hilft mir schon... Aber ich bin dann irgendwie nicht mehr ich selbst. Es dämpft einfach alles, auch die Angst. Aber es ist ein komisches Gefühl.
T: Ich verstehe. Das Gefühl, nicht mehr ganz Sie selbst zu sein, kann beunruhigend sein. Sie haben auch von viel Stress auf der Arbeit gesprochen. Was genau belastet Sie dort?
K: Ich arbeite als Shop-Leiterin, und die Tage sind einfach so lang. Elf Stunden am Tag, drei- bis viermal die Woche. Das macht mich fertig. Keine frische Luft, immer nur künstliches Licht...
T: Das klingt, als wäre das eine enorme Belastung – sowohl körperlich als auch mental. Und dann noch diese langen Arbeitszeiten... Wie wirkt sich das auf Ihr Privatleben aus?
K: Ja, es hat Einfluss auf alles. Ich habe das Gefühl, dass ich zu Hause alles schnell machen muss. Selbst beim Essen bin ich hektisch. Ich esse oft schon, während ich koche, damit ich nicht so nervös bin. Ich merke richtig, wie meine Nerven erst ruhiger werden, wenn ich etwas gegessen habe.
T: Sie benutzen das Essen also, um diese Nervosität zu beruhigen. Das ist sicher nicht einfach, damit umzugehen. Haben Sie darüber nachgedacht, wie Sie sich mehr Ruhepausen schaffen könnten?
K: Ja, aber es ist schwer. Besonders meine Tochter macht es mir nicht leicht. Sie ist 17 und immer noch sehr abhängig von mir. Ich habe das Gefühl, dass ich immer alles für sie machen muss – das ist einfach so anstrengend.
T: Das klingt nach einer echten Herausforderung – die Balance zu finden zwischen Unterstützung und Loslassen. Vielleicht könnten wir darüber sprechen, wie Sie Ihre eigenen Bedürfnisse etwas mehr in den Vordergrund stellen können, ohne sich schuldig zu fühlen?
K: Ja, ich würde es gerne lernen. Aber es ist schwer. Ich weiß nicht, wie ich das hinkriegen soll.
T: Das verstehe ich gut. Schritt für Schritt. Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, was für Sie machbar ist und wie Sie kleine Schritte in Richtung Entlastung gehen können. Manchmal kann schon eine kleine Veränderung große Wirkung haben.
K: Ja... Ich hoffe es. Vielleicht sollte ich wirklich anfangen, etwas für mich zu tun.
T: Genau. Vielleicht könnten wir eine Art Struktur entwickeln, damit Sie etwas mehr Raum für sich selbst finden. Auch Überlegungen zu einem geregelten Tagesablauf, regelmäßige Essenszeiten und auch etwas mehr Unterstützung im Haushalt könnten hilfreich sein.
K: Das klingt gut... Ich werde es versuchen.
T: Das ist ein guter Anfang. Wichtig ist, dass Sie es in Ihrem eigenen Tempo machen. Wir können gemeinsam schauen, welche Schritte sich für Sie passend anfühlen.
K: Ja, danke.
Beurteilung des Gesprächs aus der Sicht eines supervidierenden multiprofessionellen Team
1. Personzentrierter Ansatz
Beurteilung: Der Therapeut stellt die Klientin in den Mittelpunkt des Gesprächs, verwendet empathisches Zuhören und nimmt eine wertschätzende Haltung ein. Die offenen Fragen und das Spiegeln der Gefühle helfen der Klientin, ihre eigenen Erfahrungen besser zu verstehen. Das Gefühl, "nicht mehr sie selbst" zu sein, wird empathisch anerkannt, was die Beziehung stärkt und ein Gefühl von Sicherheit schafft.
Interventionsangebote: Weitere personzentrierte Interventionen könnten darin bestehen, die Ressourcen der Klientin zu stärken und sie dazu zu ermutigen, ihre Gefühle zu explorieren. Der Therapeut könnte zudem vermehrt reflektieren, welche positiven Eigenschaften die Klientin trotz ihrer Schwierigkeiten zeigt, um ihr Selbstwertgefühl zu fördern.
2. Systemischer Ansatz
Beurteilung: Der Therapeut erkennt die Verflechtungen zwischen der beruflichen Belastung, der Beziehung zur Tochter und den aktuellen Symptomen der Klientin. Diese systemische Sichtweise wird insbesondere deutlich, als der Therapeut nach den Auswirkungen der Arbeit auf das Privatleben fragt.
Interventionsangebote: Eine mögliche Intervention wäre das Arbeiten mit einem Genogramm, um die Dynamik in der Familie (besonders in Bezug auf die Tochter und den Ehemann) sichtbarer zu machen. Auch das Einbeziehen der Familie in die Therapie könnte helfen, um gemeinsame Lösungen für die Entlastung der Klientin zu entwickeln.
3. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Beurteilung: Der Therapeut greift die negativen Gedankenmuster der Klientin auf („Soll ich, soll ich nicht?“) und versucht, sie zur Reflexion anzuregen. Es werden auch Ansätze zur Bewältigung der Nervosität und zur Tagesstrukturierung besprochen, was eine Grundlage für kognitive Umstrukturierung darstellt.
Interventionsangebote: In einer KVT-orientierten Intervention könnte der Therapeut der Klientin helfen, dysfunktionale Gedanken zu identifizieren und durch realistischere zu ersetzen. Zudem könnte ein Verstärkerplan erstellt werden, um positive Verhaltensänderungen zu belohnen. Die Einführung von Achtsamkeitstechniken könnte ebenfalls helfen, die Aufmerksamkeit von der Nervosität abzulenken.
4. Psychodynamischer Ansatz
Beurteilung: Die Erwähnung, dass die Panikattacken nach 20 Jahren wieder aufgetreten sind, deutet auf eine tieferliegende, unbewusste Dynamik hin, die in der Vergangenheit der Klientin liegt. Der Therapeut könnte hier tiefer auf die ursprünglichen Auslöser eingehen, die die damaligen und jetzigen Symptome ausgelöst haben.
Interventionsangebote: Eine psychodynamische Intervention könnte die Exploration früherer Erfahrungen und deren Einfluss auf das aktuelle Erleben beinhalten. Der Therapeut könnte unbewusste Konflikte oder Abwehrmechanismen explorieren, die die Klientin daran hindern, frei von ihren Symptomen zu sein. Die Arbeit an der Beziehung zu wichtigen Bezugspersonen und das Erkennen von Wiederholungen in der Dynamik könnten hierbei hilfreich sein.
Beurteilung des Gesprächs aus der Sicht eines Psychologen
Beurteilung: Aus psychologischer Sicht steht die Bewältigung der emotionalen und kognitiven Belastung der Klientin im Vordergrund. Die Klientin berichtet von erheblichen inneren Konflikten und Zweifeln, die ihr tägliches Leben beeinträchtigen. Diese emotionalen Schwierigkeiten werden verstärkt durch externe Stressfaktoren, wie die lange Arbeitszeit und die herausfordernde Familiensituation. Die Unterstützung des Therapeuten, der das Gespräch empathisch lenkt und zur Reflexion anregt, ist zentral, um eine Selbstexploration der Klientin zu ermöglichen.
Interventionsangebote:
Emotionsregulation: Der Therapeut könnte die Klientin darin unterstützen, Strategien zur Emotionsregulation zu entwickeln, um besser mit ihren intensiven Gefühlen von Unsicherheit und Nervosität umzugehen. Techniken wie das Erlernen von Atemübungen oder progressive Muskelentspannung könnten hierbei hilfreich sein.
Kognitive Umstrukturierung: Die Klientin könnte von einer tieferen kognitiven Analyse profitieren, bei der sie die Art und Weise untersucht, wie sie über sich selbst, ihre Entscheidungen und ihre Situation denkt. Der Therapeut könnte helfen, dysfunktionale Denkmuster zu erkennen und in hilfreiche, positive Gedanken umzuwandeln, um so die emotionale Belastung zu reduzieren.
Ressourcenaktivierung: Die Identifikation und Nutzung vorhandener Ressourcen der Klientin wäre ein zentraler Aspekt der psychologischen Intervention. Dazu gehört es, vergangene Erfolge der Klientin zu explorieren und sie daran zu erinnern, wie sie frühere Herausforderungen gemeistert hat. Dies könnte helfen, ein Gefühl der Selbstwirksamkeit zu fördern.
Stressmanagement: Eine psychologische Intervention könnte auch Techniken zum Stressmanagement umfassen. Der Therapeut könnte mit der Klientin Strategien entwickeln, wie sie ihre Arbeitstage strukturieren kann, um Überforderung zu vermeiden. Techniken wie Zeitmanagement, das Setzen von Prioritäten und gezielte Pausen könnten dabei helfen, die Stressbelastung zu reduzieren.
Selbstfürsorge und Achtsamkeit: Die Klientin könnte von Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Selbstfürsorge profitieren. Der Therapeut könnte ihr dabei helfen, Routinen zur Pflege der eigenen mentalen Gesundheit zu etablieren, wie z.B. achtsame Aktivitäten (Yoga, Meditation) oder kreative Tätigkeiten, die ihr Freude bereiten. Auch das Einüben von „Nein sagen“ könnte ihr helfen, ihre eigenen Grenzen besser wahrzunehmen und zu wahren.
Verhaltensaktivierung: Da die Klientin sich stark überlastet fühlt, könnte eine Verhaltensaktivierung ein hilfreicher Ansatz sein. Der Therapeut könnte mit der Klientin angenehme Aktivitäten identifizieren, die sie in ihren Alltag integrieren kann, um positive Emotionen zu fördern und ihre Energiereserven wieder aufzufüllen.
Beurteilung des Gesprächs aus der Sicht eines Psychiaters
Beurteilung: Aus psychiatrischer Sicht liegt der Fokus auf den Symptomen der Klientin sowie deren Auswirkungen auf das tägliche Leben. Die Klientin berichtet von wiederkehrenden Panikattacken, starker Nervosität und Schlafproblemen, die durch das medikamentöse Absetzen möglicherweise wieder verstärkt wurden. Auch ihre Aussagen über die fehlende Kontrolle und den stressbedingten Appetitverlust sind von Bedeutung. Der Therapeut geht empathisch auf die Erfahrungen der Klientin ein, doch eine spezifische medikamentöse Evaluation der bisherigen Behandlung wird nicht näher betrachtet.
Interventionsangebote:
Pharmakologische Anpassung: Eine der ersten Schritte wäre eine Überprüfung der aktuellen Medikation der Klientin, insbesondere hinsichtlich der Dosierung und möglicher Wechselwirkungen. Die Klientin spricht davon, dass die Medikamente sie „nicht mehr sie selbst“ fühlen lassen. Möglicherweise könnte eine Anpassung der Medikamentendosis oder ein Wechsel des Präparats hilfreich sein.
Multimodale Therapie: Es könnte sinnvoll sein, eine Kombination aus Medikamenten und psychotherapeutischen Ansätzen (z.B. Verhaltenstherapie) zu nutzen, um die Symptome effektiver zu reduzieren. Ein breiteres Spektrum der Behandlung könnte eine bessere Stabilisierung erreichen.
Diagnostik: Eine umfassende diagnostische Abklärung wäre empfehlenswert, um mögliche komorbide Störungen wie Depressionen oder Angststörungen weiter zu erfassen. Dies könnte durch standardisierte Fragebögen und eine detaillierte Anamnese erfolgen.
Körperliche Untersuchung und ggf. Überweisung: Aufgrund der beschriebenen Müdigkeit und dem Gefühl der Unruhe könnte eine weiterführende körperliche Untersuchung angezeigt sein. Diese könnte auf Schilddrüsenprobleme oder andere organische Ursachen hinweisen, die zur Symptomatik beitragen könnten.
Patientenedukation: Die Klientin könnte von einer eingehenden Erklärung zur Wirkung ihrer Medikamente und deren möglichen Nebenwirkungen profitieren. Dies könnte ihre Compliance und ihr Vertrauen in die Behandlung steigern. Auch Aufklärung über die physiologischen Abläufe bei Panikattacken könnte ihr helfen, ihre Symptome besser zu verstehen und zu bewältigen.
Diese Konversation lässt sich durch eine differenzierte Dialoganalyse sowohl aus der Perspektive der Klientin (K) als auch des Therapeuten (T) aufschlüsseln, um den Kommunikationsfluss und die Aussagenstruktur besser zu verstehen. Im Folgenden fasse ich die wichtigsten Aussagen und die verwendeten Techniken auf der Ebene der therapeutischen Kommunikation zusammen:
Analyse des Erstgesprächs:
Einstieg:
Die Klientin spricht zu Beginn über die Wiederkehr ihrer Panikattacken nach 20 Jahren. Sie betont, dass es keinen speziellen Auslöser gibt, sondern eher ein "alles zusammen halt". Diese Unsicherheit zeigt sich in der Ausdrucksweise ("Keine Ahnung"), was auf ein allgemeines Gefühl der Überforderung hinweist.
Der Therapeut greift dies auf, indem er offen und unterstützend fragt: "Hat es etwas gegeben?" Diese Art von Frage lässt Raum für die Klientin, ihr Problem zu schildern, ohne sich gedrängt zu fühlen.
Medikamenteneinnahme und Zweifel:
Die Klientin schildert den Umgang mit Medikamenten, wobei sie deutlich ihre Unsicherheit über die Einnahme beschreibt ("Soll ich, soll ich nicht?"). Dieser wiederholende Sprachrhythmus symbolisiert ihre innere Zerrissenheit.
Der Therapeut reagiert, indem er Fragen stellt, um mehr Klarheit über die Gedanken der Klientin zu gewinnen ("Was heißt das, die Gedanken hüpfen so hin und her?"). Hiermit zielt er auf eine Konkretisierung und Verlangsamung der Problematik, um die Klientin zum Reflektieren ihrer Gedanken zu ermutigen.
Stress und berufliche Belastung:
Die Klientin beschreibt eine hohe berufliche Belastung, sowohl durch lange Arbeitszeiten als auch durch die Arbeitsumgebung ("künstliche Luft", "kein Tageslicht"). Diese Aussagen verdeutlichen, dass die Klientin körperliche Symptome wie Nervosität und Stress empfindet, die auf die beruflichen Umstände zurückzuführen sind.
Der Therapeut zeigt hier Empathie und fragt nach den Details ("Und wie lange sind es denn schon?", "Stressig?"), um die Klientin zu ermutigen, ihre Erfahrungen vollständig auszudrücken. Das Ziel ist hier, ein Bewusstsein für die Faktoren zu schaffen, die den Stress verstärken.
Selbstfürsorge und Ernährung:
Die Klientin beschreibt eine chaotische Essroutine und berichtet über ständige Nervosität, die sich bessert, wenn sie sofort etwas isst. Die Abnahme des Gewichts und das fehlende Gefühl von Appetit weisen auf eine stark gestörte Selbstfürsorge hin.
Der Therapeut fasst dies zusammen, indem er eine einfache, verifizierende Frage stellt ("Haben Sie abgenommen, weil Sie keinen Appetit gehabt haben, oder?"). Diese offene und verständnisvolle Art zu fragen hilft der Klientin, ihre Sorgen genauer zu erklären.
Veränderte Familienrollen:
Ein bedeutender Teil des Gesprächs ist das Verhältnis der Klientin zu ihrer Tochter. Die Klientin fühlt sich schuldig und überfordert durch die Veränderungen im Verhalten ihrer Tochter, die nun mehr Unabhängigkeit zeigt. Diese Schuldgefühle führen zu einem inneren Konflikt, bei dem die Klientin einerseits die Abhängigkeit ihrer Tochter beenden möchte, andererseits jedoch emotional darunter leidet.
Der Therapeut erkennt die Bedeutung dieser Familiendynamik und stellt die Fragen so, dass die Klientin ermutigt wird, diese Gefühle offener zu teilen. Er bietet auch Bestätigung für die Entscheidung der Klientin, ihre Tochter zu mehr Selbständigkeit zu ermutigen ("Ja, recht haben Sie.").
Gefühl der Hilflosigkeit und Verlust der Kontrolle:
Die Klientin äußert wiederholt, dass sie die Kontrolle verliert, was sich in Aussagen wie "Ich komme nicht in die Gänge" oder "Ich weiß nicht, was das mit mir macht" ausdrückt. Sie beschreibt auch, wie sie Aufgaben, die früher selbstverständlich waren (z.B. das Putzen), jetzt nicht mehr bewältigen kann.
Der Therapeut arbeitet hier daran, die Klientin zu entlasten und ihr klarzumachen, dass das Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug vollkommen legitim ist. Er weist darauf hin, dass solche Phasen als Schutzmechanismen des Körpers betrachtet werden können und dass es legitim ist, eine Zeit der Regeneration in Anspruch zu nehmen ("Wenn Sie ein Jahr im Krankenstand sind, sind Sie ein Jahr im Krankenstand. Und lassen es Ihnen gut gehen.").
Interventionen und Vorschläge:
Der Therapeut spricht verschiedene Ansätze an, die Klientin wieder zu stabilisieren, darunter die Notwendigkeit einer klaren Tagesstruktur, medikamentöse Unterstützung und auch die Möglichkeit einer psychiatrischen Reha. Diese Vorschläge sollen der Klientin helfen, eine Basis für ihre Genesung zu schaffen, indem sie Sicherheit und Regelmäßigkeit erhält.
Der Therapeut bietet auch spezifische Techniken an, wie das Klopfen bestimmter Akupunkturpunkte (eine Methode aus der Energiepsychologie), und verweist auf die Möglichkeiten einer Verhaltenstherapie. Diese Interventionen zielen darauf ab, der Klientin konkrete Handlungsoptionen zu bieten und sie aktiv in den Prozess der Heilung einzubinden.
Kommunikationsanalyse:
Klientin:
Die Sprache der Klientin ist stark von Unsicherheit und innerer Zerrissenheit geprägt. Häufige Wiederholungen ("soll ich, soll ich nicht") und Unentschlossenheit ("keine Ahnung") zeigen das Ausmaß ihrer inneren Konflikte.
Die Klientin verwendet viele Bilder und Metaphern, um ihren Zustand zu beschreiben ("Gedanken hüpfen so hin und her", "angezogene Handbremse"), was auf ihre Versuche hinweist, die Komplexität ihres Erlebens verständlich zu machen.
Therapeut:
Der Therapeut verwendet offene Fragen, um mehr Raum für die Erzählung der Klientin zu schaffen, und versucht, durch Verlangsamung und Konkretisierung der Aussagen die Gedankenklarheit der Klientin zu fördern.
Er bietet konkrete Vorschläge und Interventionen an, die das Vertrauen der Klientin stärken sollen, und spricht in einem beruhigenden, verständnisvollen Ton, um die emotionale Belastung der Klientin zu mindern.
Zusammenfassung:
Das Erstgespräch zeigt eine Klientin, die von starker Unruhe, Schuldgefühlen und Selbstzweifeln geplagt wird, was sich auf ihr tägliches Leben, ihre Beziehung zur Familie und ihre Selbstfürsorge auswirkt. Der Therapeut agiert unterstützend, strukturiert und bietet der Klientin konkrete Möglichkeiten zur Stabilisierung an. Die Fragen des Therapeuten und die Vorschläge für Interventionen zielen darauf ab, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und der Klientin Wege aufzuzeigen, wie sie sich selbst wieder besser verstehen und helfen kann.
In der therapeutischen Arbeit, speziell in der Diagnosestellung im Rahmen der ICD-10 oder der neueren ICD-11 Klassifikation, gibt es verschiedene Diagnosen, die auf die in diesem Gespräch beschriebenen Symptome und Verhaltensweisen zutreffen könnten. Hier eine mögliche Einordnung:
F-Diagnosen nach ICD-10:
Die F-Diagnosen beziehen sich auf psychische und Verhaltensstörungen. Für die Klientin im vorliegenden Dialog könnten folgende F-Diagnosen relevant sein:
F41.0 - Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst):
Die Klientin berichtet von wiederkehrenden Panikattacken nach langer symptomfreier Zeit, was auf eine Panikstörung hinweisen könnte.
F43.2 - Anpassungsstörung:
Die Stressbelastung im beruflichen Umfeld und die Probleme mit der Tochter könnten eine Anpassungsstörung ausgelöst haben. Anpassungsstörungen treten oft als Reaktion auf belastende Lebensveränderungen auf.
F32.x - Depressive Episode:
Die Klientin zeigt auch Symptome, die auf eine depressive Episode hinweisen könnten, wie Antriebslosigkeit, Nervosität und der Wunsch, einfach "nichts zu tun". Die genaue Einordnung hängt von der Dauer und Intensität der Symptome ab.
F50.9 - Essverhalten, nicht näher bezeichnet:
Das chaotische Essverhalten, bei dem die Klientin Essen zur Beruhigung nutzt, könnte auf eine Essstörung hindeuten. Es scheint weniger um das Essen selbst zu gehen, sondern vielmehr um eine Bewältigungsstrategie.
F34.1 - Dysthymia:
Da die Klientin über länger andauernde Stimmungstiefs berichtet, könnte auch eine Dysthymie in Betracht gezogen werden. Diese Störung zeichnet sich durch eine lang andauernde, niedriggradige depressive Verstimmung aus.
F41.1 - Generalisierte Angststörung:
Die Klientin beschreibt eine beständige Nervosität und Sorgen in Bezug auf viele Lebensbereiche, was eine generalisierte Angststörung vermuten lassen könnte.
Z-Diagnosen nach ICD-10:
Die Z-Diagnosen werden häufig verwendet, um psychosoziale Probleme oder andere Faktoren zu kennzeichnen, die eine Person betreffen und die möglicherweise eine Rolle in der aktuellen Lebenssituation oder Behandlung spielen. Für die Klientin könnten folgende Z-Diagnosen relevant sein:
Z73.0 - Burn-out:
Die Klientin berichtet von anhaltendem beruflichen Stress und Überforderung im privaten Bereich. Dies könnte auf eine Burn-out-Symptomatik hindeuten.
Z63.0 - Probleme in der Beziehung zu Partner oder Eltern:
Die beschriebenen Schwierigkeiten im Umgang mit der Tochter und die angesprochene Belastung durch den Partner könnten mit einer Z63.0 gekennzeichnet werden.
Z60.0 - Anpassungsprobleme in Verbindung mit Lebensveränderungen:
Das Thema berufliche Überforderung und die Frage, wie es weitergeht, könnten ebenfalls mit einer Z60.0beschrieben werden, da es sich um Anpassungsprobleme handelt.
Z56.3 - Stress durch die Arbeitssituation:
Da die berufliche Situation mit langen Arbeitszeiten und belastenden Arbeitsbedingungen explizit als Ursache von Beschwerden genannt wird, wäre auch die Z56.3 eine passende Diagnose.
Diese Klassifizierungen geben Hinweise darauf, welche diagnostischen Überlegungen im Verlauf der Therapie relevant sein könnten. Natürlich muss die genaue Diagnose im Kontext einer vollständigen Diagnostik, inklusive Anamnese und eventuell standardisierter Testverfahren, gestellt werden. Die hier genannten Diagnosen dienen als mögliche Orientierung.