💔 Wenn das „Wir“ zu kippen droht – Paarberatung bei chronischem Rückzug und Überforderung
- Thomas Laggner
- vor 4 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Ein Praxisblick für Lebens- und Sozialberater
🧭 Die Ausgangslage
Ein Paar – seit 20 Jahren zusammen, drei Kinder. Die äußeren Eckpfeiler stimmen: Haus, Familie, Beruf. Doch genau dort, wo Stabilität vermutet wird, beginnt innerlich ein leiser Zerfall. Die Gespräche versiegen. Die Vorwürfe häufen sich. Die Nähe schwindet.
Er sagt, sie kümmere sich nicht um ihn, teile seine Freizeit nur noch ein. Sie fühlt sich erschöpft, alleingelassen mit Kindern, Haushalt und Job. Und dazwischen? Schweigen. Alltagsfunktionieren. Eskalationen, bei denen sogar die Kinder weinen. Eine Trennung scheint zum Greifen nah – und niemand spricht mehr darüber.
🔎 Typische Dynamiken in der Paarberatung
In der Beratungspraxis zeigt sich immer wieder eine Mischung aus emotionaler Erschöpfung, Rollenstress und kommunikativer Entfremdung.
Ein Blick hinter die Fassade offenbart häufig:
Ungleich verteilte Verantwortung – eine Person macht (scheinbar) alles
Unerfüllte emotionale Grundbedürfnisse
Rückzug als Schutzmechanismus vor weiteren Verletzungen
Tiefer Wunsch nach Verbindung, aber keine gemeinsame Sprache mehr
🛠️ Was kann in der Beratung konkret helfen?
1. Standort bestimmen – sachlich und entlastend
Zu Beginn hilft ein ruhiger Blick auf die Realität:
Wer übernimmt was im Alltag?
Wann war das letzte gute Gespräch?
Wo beginnt das Schweigen?
Wer fühlt sich für wen (oder was) verantwortlich?
📌 Tipp aus der Praxis: Ein „Wir-Check“ – beide Partner geben auf einer Skala von 1–10 an, wie stark sie das Gefühl haben, ein Team zu sein. Anschließend wird gemeinsam geschaut: Was hat das Wir-Gefühl geschwächt? Was könnte es stärken?
2. Emotionale Bedürfnisse sichtbar machen
Hinter der Wut steckt oft Enttäuschung. Hinter dem Schweigen: Angst vor Ablehnung. Ziel ist es, diese tieferliegenden Ebenen behutsam freizulegen.
Fragen wie:
Wann hast du dich das letzte Mal gesehen oder verstanden gefühlt?
Womit fühlst du dich gerade ganz allein?
Was tut dir weh, aber kommt nicht über die Lippen?
… eröffnen oft den Raum für neue Offenheit – ohne Schuldzuweisungen.
3. Fokus auf die Elternschaft – nicht nur auf das Paar
Wenn eine Beziehung in der Krise steckt, leiden Kinder meist mit – leise, feinfühlig, tief. Deshalb ist ein Blick auf die gemeinsame Elternverantwortung essenziell:
Wie können wir trotz Konflikt gute Eltern sein?
Was brauchen die Kinder, um sich weiterhin sicher zu fühlen?
Welche Formen der Kooperation sind möglich – unabhängig vom Beziehungsstatus?
Diese Fragen entlasten und führen oft weg vom Schwarz-Weiß-Denken ("ganz oder gar nicht") hin zu einer neuen, realistischen Perspektive.
🧘 Die innere Haltung des Beraters
In dieser Art von Beratung geht es selten um schnelle Lösungen. Es geht um Zuhören. Halten. Struktur geben. Hoffnung zulassen.
„Ich sehe eure Erschöpfung – und euren Willen, da durchzugehen. Ich glaube daran, dass auch jetzt noch etwas entstehen kann.“
Diese Haltung ist oft schon der Anfang von Veränderung.
📦 Fazit: Zwischen Trennung, Klärung und Neubeginn
Wenn das "Wir" zu kippen droht, braucht es jemanden, der Klarheit bringt – ohne Partei zu ergreifen. Lebens- und Sozialberater sind dann wie Brückenbauer: Sie helfen, den Schmerz in Worte zu fassen, die Situation einzuordnen und erste Schritte in eine neue Richtung zu finden.
Ob daraus ein Neubeginn als Paar entsteht oder eine respektvolle Trennung mit tragfähiger Elternpartnerschaft – die Qualität der Begleitung macht den Unterschied.