Inhalt: Felix steht beispielhaft für viele Menschen, die versuchen, berufliche Anforderungen und familiäre Verpflichtungen
Fallgeschichte
Felix ist ein 44-jähriger Familienvater und beruflich in der Baubranche tätig. Er beschreibt ein anhaltendes Gefühl der Überlastung und mangelnder Anerkennung sowohl im Berufs- als auch im Familienleben. Seine Frau, die beruflich erfolgreich ist, wird von ihm als dominant und unnachgiebig wahrgenommen. Felix selbst fühlt sich in seinen Rollen unsichtbar, was ihn emotional belastet. Er sucht nach Wegen, um sich selbst besser zu schützen und seine Energiereserven wieder aufzufüllen.
1. Gesprächsanalyse
Inhaltliche Ebene:Das Gespräch zeigt eine deutliche Thematisierung von Überlastung, Rollenkonflikten und dem Wunsch nach persönlicher und familiärer Balance. Besonders zentrale Inhalte sind:
Berufliche Überforderung: Der Klient (Felix) beschreibt Arbeitsstress, Schwierigkeiten bei der Abgrenzung und fehlende Zeit für Selbstfürsorge.
Familiäre Rollenverteilung: Der Klient erlebt sich im familiären Kontext als unzureichend und fühlt sich von seiner Frau dominiert, die als strukturiert und dominant beschrieben wird.
Emotionale Belastung: Es besteht ein tiefes Gefühl der Unzulänglichkeit und Wertlosigkeit, verbunden mit innerer Zerrissenheit.
Prozessuale Ebene:Der Gesprächsverlauf ist geprägt von einer Offenlegung tiefer emotionaler Widersprüche. Der Klient beginnt mit allgemeinen Themen, kommt jedoch zunehmend zu seinen Kernthemen: Überlastung und fehlende Anerkennung.
Beziehungsebene:Zwischen dem Klienten und dem Therapeuten besteht ein kooperativer und offener Austausch. Der Klient vertraut darauf, dass seine Themen ernst genommen und reflektiert werden. Es zeigt sich eine Bereitschaft, Vorschläge des Therapeuten anzunehmen.
Interventionen:Der Therapeut verwendet metaphorische Bilder (z. B. „Flaschenzug“, „Schärfen der Kettensäge“), um das Verständnis für Achtsamkeit und Selbstfürsorge zu fördern. Es wird eine Reflexion über Werte und Prioritäten angestoßen, unterstützt durch die gezielte Konfrontation mit Schuldgefühlen und persönlichen Überzeugungen.
2. Zentrale Dialoge für Ausbildungszwecke
Dialog über Überforderung und Schuld:
Klient: "Man möchte am liebsten davon. Alles hinschmeißen, Zigaretten holen gehen."Therapeut: "Das ist die Überlastung. Und das ist die Frage: Wie kannst du für dich Entlastungen schaffen?"Mikroprozess: Verdeutlicht, wie Stress zur Flucht führt und wie Reflexion über kleine entlastende Maßnahmen helfen kann.
Familienrollen und Wertschätzung:
Klient: "Zu Hause fühle ich mich wie ein Nichts."Therapeut: "Das ist ein Gefühl, das aus deiner Unerfüllung kommt. Wo fehlt dir die Wertschätzung?"Mikroprozess: Thematisiert Selbstwahrnehmung und Bedeutung von Anerkennung in familiären Beziehungen.
3. ICD-10-Diagnosen
Mögliche F-Diagnosen:
F43.2: Anpassungsstörungen – Wiederholte Berichte über Überlastung und die Schwierigkeit, sich an familiäre und berufliche Anforderungen anzupassen.
F41.2: Angst und depressive Störung, gemischt – Hinweise auf eine emotionale Erschöpfung und depressive Verstimmungen.
Mögliche Z-Diagnosen:
Z63.0: Probleme in der Beziehung zu Ehepartnern – Konflikte in der Ehe und das Gefühl mangelnder Wertschätzung.
Z56.6: Belastung durch Arbeitsunzufriedenheit – Bericht über anhaltenden beruflichen Stress und Rollenkonflikte.